Ein Bettgestell aus Kernbuche, das Holz stammt aus Serbien. Oder ein Tisch aus massivem Eichenholz, Herkunft: Rumänien. Solche und ähnliche Informationen für die Konsumentinnen und Konsumenten soll es in Zukunft nicht mehr geben, geht es nach dem Willen des Bundesrates.
Europäische Regelung übernehmen
Versteckt in einer Antwort auf einen parlamentarischen Vorstoss kündigte die Regierung unlängst an, man wolle die 2012 erlassene Verordnung über die Deklaration von Holz und Holzprodukten abschaffen und sich nur noch an der europäischen Regelung orientieren. Die «European Timber Regulation» (EUTR) trat 2013 in Kraft. Sie verbietet den Handel mit Holz aus illegalen Quellen und verlangt eine Prüfung von Holzprodukten, die von ausserhalb der EU stammen ( «Espresso» hat darüber berichtet ).
Um den administrativen Zusatzaufwand für Schweizer Holzimporteure und -händler abzubauen, müsse sich die Schweiz hier der europäischen Regelung anschliessen, forderten SVP- und FDP-Parlamentarier – mit Erfolg.
Umweltschützer und Waldbesitzer gegen Abschaffung
Dass eine europaweit einheitliche Kontrolle der internationalen Wertschöpfungskette und damit auch ein Kampf gegen den Raubbau von Wäldern nötig sind, scheint unumstritten. Für die Umweltschützer vom WWF, aber auch für die Schweizer Holzindustrie und die Waldbesitzer muss dies aber noch lange nicht heissen, dass die Schweizer Holz-Deklaration damit gleichzeitig auch verschwinden muss. Deren Abschaffung sei «überhaupt nicht nötig», wurde der Präsident des Waldeigentümerverbandes zum Beispiel im «Schweizer Bauern» zitiert.
«Das eine muss das andere nicht ausschliessen», sagte der Direktor von Holzindustrie Schweiz Anfang September, nachdem das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» über die Abschaffungs-Pläne des Bundesrates berichtet hatte.
«Bevölkerung will transparente Lieferketten»
Der WWF hat unterdessen noch ein Scheit nachgelegt in Form einer repräsentativen Umfrage bei rund 1100 Personen. Das Ergebnis: Über 70 Prozent der Befragten sind dagegen, dass die Holzdeklaration wieder abgeschafft wird. Rund 60 Prozent geben an, ihnen seien Informationen über die Holzart und -herkunft wichtig. «Die Bevölkerung will, dass globalisierte Holzlieferketten transparent bleiben», folgert Simone Stammbach vom WWF.
Seco: Abschaffung bis 2020
Zur Übernahme der EU-Regelung muss der Bund zuerst das Umweltschutzgesetz (USG) revidieren und die neue Fassung dem Parlament vorlegen. Ist das revidierte USG in Kraft, wird laut dem zuständigen Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) eine Verordnung erlassen.
Darin soll dann eben die EU-Regelung enthalten und die Holzdeklaration verschwunden sein. «Der Bundesrat sieht eine ausreichende Information der Konsumenten und Konsumentinnen auch ohne obligatorische Deklarationspflicht durch eine freiwillige Auslobung der Holzherkunft gewährleistet», schreibt das Seco auf Anfrage von «Espresso».