«Ausgerechnet an einem Samstag!», hat sich der Hausbesitzer aus dem Kanton Solothurn gedacht, als Mitte Dezember die Bodenheizung ausfiel. Im Internet fand er Hilfe bei der Plattform Sani24, einem Notfalldienst für allerlei Handwerksarbeiten.
Nach rund fünf Stunden erschienen dann zwei Monteure. Der Hausbesitzer musste sich als erstes mit den Vertragsbedingungen einverstanden erklären. Er unterschrieb das Formular: «Ich hatte das Messer am Hals, wir haben gefroren.»
In den Bedingungen steht unter anderem, dass die Rechnung vor Ort bezahlt werden muss und dass die Haftung bei Schäden durch Handwerker ausgeschlossen wird. Wie das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» beim Branchenverband Suissetec erfahren hat, ist dieses Vorgehen unüblich.
Nach der Reparatur ist die Heizung noch immer kaputt
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Nach Aussage des Hausbesitzers standen die beiden Monteure schliesslich während 25 Minuten vor einem Display der Wärmepumpe-Anlage und machten nicht viel. Mit einem Schraubenzieher habe einer daran manipuliert und schliesslich erklärt, die Heizung laufe jetzt wieder.
Überprüfen konnte der Hausbesitzer das nicht: «Ich konnte nicht beurteilen, ob unsere Böden nun wieder warm werden, das dauert schliesslich eine Weile und ich musste den Handwerkern vertrauen.» Dennoch musste der Sani24-Kunde per Unterschrift bestätigen, dass der Auftrag zu seiner Zufriedenheit ausgeführt worden sei. Die Kosten von 540 Franken musste er sofort bezahlen.
Das Haus blieb allerdings kalt. Es folgte ein weiterer Anruf bei Sani24 und den Handwerkern. «Der Handwerker erklärte lediglich, ich hätte ja unterschrieben, dass die Arbeit erledigt sei.» Drei Tage später kam dann der Heizungsmonteur der Firma, welche die Heizung ursprünglich installiert hatte. Nach einer halben Stunde war das Problem behoben. Kostenpunkt: 190 Franken.
Branchenverband ärgert sich über «wilde» Handwerker
Bei «Espresso» melden sich regelmässig Kunden, welche mit Sani24 und anderen Notfall-Handwerksdiensten schlechte Erfahrungen gemacht haben. Und auch der schweizerisch-liechtensteinische Gebäudetechnikverband Suissetec kennt mehrere Fälle von Handwerkern, die in Notfällen ungenügende Arbeit zu überteuerten Preisen ablieferten.
Direktor Hans-Peter Kaufmann erklärt gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Das macht uns schwer zu schaffen. All diese Leute, die in unserer Branche tätig sind, haben eine Berufslehre in der Schweiz absolviert. Und wenn dann solche ‹Wilden› auftauchen, schädigt das unser Image.»
Kaufmann rät grundsätzlich, sich in einem Notfall bei einem lokalen Handwerksbetrieb zu melden: «Jeder etablierte Handwerker ist einem Notfalldienst-Netzwerk angeschlossen.» Handwerker organisierten in den Regionen üblicherweise einen Pikettdienst. Über die Hauptnummer eines Handwerkbetriebs erfahre man auch am Wochenende oder in der Nacht, welche Nummer man im Notfall wählen könne.
Anwalt von Sani24 nimmt Stellung
Auf Anfrage von «Espresso» nimmt der Anwalt von Sani24 schriftlich zu den Vorwürfen Stellung. Patrick von Arx hält fest, dass die Plattform lediglich als Vermittlerin agiere: «Obwohl Sani24 die Aufträge nicht selbst ausführt und auch nicht für die Qualität der Arbeiten verantwortlich ist, ist Sani24 sehr daran interessiert, dass alle Kunden professionell betreut werden.»
Im konkreten Fall habe der Hausbesitzer unterschrieben, dass die Arbeiten zu seiner Zufriedenheit ausgeführt worden seien. Auf die Frage, weshalb in vielen Fällen, die «Espresso» vorliegen, immer gleich zwei Handwerker geschickt würden, antwortet Patrick von Arx: «Da die Handwerksunternehmen zu Beginn des Auftrags nie genau wissen, welche Situation sie beim Kunden vor Ort antreffen werden, werden sicherheitshalber stets zwei Monteure zum Kunden geschickt.»
Auch das ist laut dem Branchenverband Suissetec unüblich: Nur in Ausnahmefällen würden zwei Monteure geschickt.