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Albtraum auf vier Rädern: VW-Bus wird zur Schuldenfalle
Aus Kassensturz vom 22.08.2017.
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Albtraum auf vier Rädern VW-Bus wird zur Schuldenfalle

Geplant waren nur die nötigsten Reparaturen, damit der alte VW-Bus durch die Motorfahrzeugkontrolle kommt. Am Schluss verlangte der Garagist über 60'000 Franken. Besonders stossend: der VW-Camper ist jetzt nicht viel mehr wert als vorher. «Kassensturz» zeigt, wie es so weit kommen konnte.

Regina Ledergerber hatte einen Traum. Einen Traum von einem VW-Bus. «Schon meine Eltern hatten einen VW-Bus», sagt sie. Der Geruch des Autos, das Vibrieren des Motors, das unterwegs sein – das sei ihr einfach im Blut.

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Vor sechs Jahren erfüllt sich die Krankenpflegerin den Wunsch, und sie kauft sich das Auto. «Ich habe den Wagen im Internet gesehen. Er hat mich gleich angesprochen», beschreibt Regina Ledergerber den ersten Eindruck von ihrem Hippie-Bus. Die hellblaue Farbe sei es gewesen, schwärmt sie zurückblickend.

Finanzierung per Kleinkredit

Obwohl sie das Geld nicht hat und einen Kleinkredit bei einer Bank aufnehmen muss, kauft sie den Bus. Stattliche 22'500 Franken bezahlt sie der Garage Finger in Seftigen BE. Das Glück ist vollkommen, währt jedoch nicht lange: Rasch stehen die ersten Reparaturen an. Ein neuer Motor, neue Bremsen, die Öltemperatur-Anzeige – die Beträge für Reparaturen gehen in die Tausende.

Die Rechnungen stottert Regina Ledergeber brav ab. Daneben muss sie die Raten für den Kleinkredit bezahlen, die sie mit zusätzlicher Mehrarbeit und Wochenenddiensten finanziert. Doch der Bus entschädigt sie für ihre Mühen: Im Sommer macht sie Camping-Ferien mit dem Bus. Im Winter stellt sie ihn ein.

Motorfahrzeugkontrolle – der Anfang vom Ende

Das Glück scheint perfekt. Bis das Aufgebot zur Motorfahrzeugkontrolle (MFK) kommt. Wie immer gelangt Regina Ledergeber an die Garage ihres Vertrauens in Sachen VW-Bus. Die Garage Finger ist einer der wenigen Spezialisten in der Schweiz, die alles machen bei VW-Bussen: Restauration, Wartung, Innenausbau… Das KMU hat sich auf VW-Busse spezialisiert. «Patrick Finger hat gesagt, mit 5000 Franken käme er bei der MFK durch. Das sei aber bloss Löcher stopfen – und nicht nachhaltig», sagt Regina Ledergeber. Seine Garage mache das nicht.

Er schlägt eine Teilrestauration vor, die rund 18'000 Franken kosten würde. Regina Ledergerber sagt Ja dazu. Doch es wird teurer: Beim nächsten Telefon mit der Garage ist schon von 25'000 Franken die Rede. Dazu habe sie auch noch ja gesagt, erinnert sich die Krankenpflegerin. «Das sei eine gute Investition, die sich lohnen würde. Denn danach sei der Camper mindestens 40'000 bis 50'000 Franken wert», zitiert Regina Ledergerber den Garagen-Chef Patrick Finger.

Rechnung fast 70'000 Franken

Es kommt aber noch dicker: die nächste Offerte ist 34'000 Franken. Als sie den Wagen diesen März, notabene nach 13 Monaten in der Garage, wieder abholt, erwartet sie der Schluss-Hammer: Die Rechnung umfasst 13 Seiten und hat ein Total von rund 67'700 Franken. Patrick Finger sagt: «Wir einigten uns vorgängig darauf, so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich zu machen.» Rund 500 Arbeitsstunden seien in den Bus verbaut, rechtfertigt Finger den hohen Betrag.

«Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht mit dem», sagt Ledergerber rückblickend. Es hätte ihr den Atem verschlagen. Den Tränen nahe unterschreibt sie noch an Ort und Stelle einen Abzahlungsvertrag. Obwohl sie schon damals weiss, dass sie das Geld nie und nimmer wird aufbringen können.

Fehler auf beiden Seiten

Dass sie auch Fehler gemacht habe, gibt Regina Ledergeber zu: «Ich habe noch nie von irgendjemandem eine schriftliche Offerte eingeholt.» Patrick Finger habe das auch nie von sich aus angeboten. «Wir kennen Regina seit 2011. Wir haben noch nie eine schriftliche Offerte für sie gemacht. Sie hat das auch nie gewünscht. Wir hatten ein Vertrauensverhältnis», sagt Patrick Finger.

Das rächt sich jetzt: Mit nichts in den Händen wiederruft Regina Ledergerber den Abzahlungsvertrag. Die Garage pocht auf ihrem Geld. Der Fall ist verfahren, Aussage gegen Aussage. Patrick Finger sagt gegenüber «Kassensturz», dass der Abzahlungsvertrag von beiden Parteien einvernehmlich ausgehandelt worden sei.

Unter Vermittlung des «Kassensturzes» einigen sich die beiden Parteien, dass die Garage den Wagen zurücknimmt und damit alle Forderungen abgegolten sind. Für Regina Ledergerber ist ihr Traum geplatzt. Immerhin hat sie Lehren aus dem Fall gezogen: Sie will künftig nie mehr einen Kleinkredit aufnehmen. Und grössere Anschaffungen und Reparaturen lässt sie nur noch nach einer schriftlichen Offerte machen.

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