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Weiterhin keine Lösung für «Gitzi-Überschuss»
Aus Espresso vom 28.03.2018. Bild: key
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Unbeliebtes Ziegenfleisch Weiterhin keine Lösung für «Gitzi-Überschuss»

Das Wichtigste in Kürze

  • Ziegenmilchprodukte werden immer beliebter: Ziegenkäse liegt im Trend und Ziegenmilch ist eine beliebte Alternative für Menschen mit einer Kuhmilch-Unverträglichkeit.
  • Allerdings: Für Ziegenmilch braucht es gebärende Ziegen, entsprechend kommen viele junge Zicklein zur Welt.
  • Deren Fleisch wird in der Deutschschweiz jedoch kaum nachgefragt und deshalb auch wenig angeboten. Der Pro-Kopf-Konsum von Ziegenfleisch stagniert auf mickrigen 70 Gramm pro Jahr.
  • Coop hatte Anfang 2018 angekündigt, Geissenfleisch permanent anzubieten. Diese Meldung entpuppt sich nun als falsch: Es habe sich um ein internes Missverständnis gehandelt, sagt der Detailhändler.

Die Schweizer Ziegenzüchter befürchten, dass mit der Zunahme des Bedarfs an Ziegenmilch ein Absatzproblem bei den Gitzis entsteht. Stefan Geissmann vom Schweizerischen Ziegenzuchtverband wünscht von Konsumenten und Detailhandel, dass sie Fleisch von Ziegen eine Chance geben – als frischer Gitzibraten oder in Wurstwaren und als Trockenfleisch von älteren Tieren. Ausser vor Ostern und mit Einschränkungen vor Weihnachten wird Gitzifleisch bisher kaum in den Auslagen der Fleischabteilungen der Supermärkte und Metzgereien angeboten.

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Schweizer essen Ziegenkäse – aber kaum Ziegen
aus Espresso vom 03.01.2018. Bild: SRF
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Ein landläufiger Vorbehalt gegen Ziegenfleisch ist, dass das Fleisch einen strengen Geschmack habe. Wie bei der Ziegenkäseproduktion habe man das heutzutage aber gut im Griff, sagt Ziegenfachmann Geissmann. Und: «Der Eigengeschmack soll wie beim Wildfleisch auch nicht ganz ausgemerzt werden. Schliesslich sollte man spüren, was man isst.» Das Bild der herzigen kleinen Zicklein ist ein weiterer Grund dafür, dass es viele Leute lieber nicht im eigenen Teller haben wollen.

Mit neuen Vermarktungsmethoden wollen die Ziegenproduzenten versuchen, das Ziegenfleisch schmackhaft zu machen. Als Vorbild dient das Lamm. Mit einigem Erfolg wird es als Alplamm vermarktet. Damit erreichen die Produzenten, dass das Fleisch nicht nur vor Ostern in die Läden kommt, sondern auch im Herbst nach der Alpsömmerung. Gleiches soll mit dem «Herbstgitzi» geschehen.

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Die Ziegen reihen sich selbständig im modernen Melkstand ein.
Aus Kassensturz vom 28.12.2017.
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Kaum Gitzi-Interesse bei Grossverteilern

Anfragen des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» bei Migros und Coop zeigen: Es sind keine Anstrengungen geplant, um den Absatz von Schweizer Gitzifleisch markant zu steigern. Migros erkennt zurzeit keine genügend grosse Nachfrage, um Ziegenfleisch permanent anzubieten. Coop bietet vor Ostern Schweizer Gitzischlegel in der Selbstbedienung an, allerdings nur im Tessin und in der Ostschweiz. Neu wird ausserdem zu Ostern Gitzi-Ragout in den Megastores auch aus der Schweiz angeboten. Bisher gab es dieses Ragout nur mit französischem Gitzifleisch.

Nachtrag:

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Zunächst (Januar 2018) gab Coop bekannt, Gitzifleisch permanent in den Selbstbedienungsläden anzubieten. Nachdem Hörer des Konsumentenmagazins «Espresso» von Radio SRF 1 vergeblich nach diesem Fleisch gesucht hatten, stellte sich diese Meldung als falsch heraus. Schuld war ein internes Missverständnisses bei Coop.

Richtig ist, dass Gitzifleisch nur an Ostern in ausgewählten Läden in die Selbstbedienung kommt. Die Nachfrage nach Gitzifleisch bestehe ausserhalb von Ostern kaum, begründet Coop diese Einschränkung. Wer während des Jahres Gitzifleisch wünscht, muss es vorbestellen.

Enttäuscht darüber zeigt sich Stefan Geissmann, Präsident des Schweizerischen Geisszuchtverbands: «Wer, wenn nicht die Grossverteiler hätten die nötigen Mittel, mit PR-Massnahmen bei ihren Kunden die Gitzilust zu wecken?» Geissmann bedauert, dass den Menschen zu wenig bewusst sei, dass «das Eine mit dem Anderen etwas zu tun hat. Ohne Geburt keine Geissmilch. Aber dann kommt halt auch ein Gitzi nach. Das wäre eine gute Geschichte für die auf Nachhaltigkeit bedachten Coop, Migros & Co.»

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