Auf den ersten Blick erscheint die Zuger Terraoil Swiss AG als Firma mit grossem Potential. Werbefilm und Unternehmenspräsentation versprechen Anlegern ein sicheres Investment.
Doch ein Blick ins Protokoll der ersten ordentlichen Generalversammlung der Firma im Jahr 2012, als Terraoil noch Transoil hiess, macht stutzig: Dort erscheint neben Finanzschwindler Médard Kammermann auch ein gewisser Wolfgang Hertel. Der Deutschkanadier Hertel wurde wegen Finanzdelikten jahrelang mit internationalem Haftbefehl gesucht. Vorwurf: Betrug in Millionenhöhe, Steuerhinterziehung dubiose Firmengründungen. Trotzdem wurde Hertel bei Transoil als Erfinder eines neuartigen Motors zur Ölgewinnung gefeiert.
Falschinformationen seit Firmengründung
Der CEO von Terraoil, Peter Krempin, schreibt dazu: Der Hertel-Motor habe nicht funktioniert. «Wir hatten uns daher von diesem Projekt und Herrn Hertel verabschiedet.» Die Frage, weshalb man überhaupt einen bekannten Schwindler in den Verwaltungsrat wählte, beantwortet Krempin nicht.
Dass der Terraoil-CEO hin und wieder die Wahrheit strapaziert, zeigt eine Information für Aktionäre aus dem Jahr 2011. Krempin schrieb damals, die Firma habe nun das grosse albanische Ölfeld Visoka «übernommen». Fakt ist: Terraoil ist nicht Besitzerin, sondern hat lediglich die Konzession, Öl zu fördern. Heute schreibt Krempin dazu: Ein Ölfeld müsse «operativ übernommen» werden und gibt zu: «Das Ölfeld gehört uns aber natürlich nicht.»
Terraoil verweigert Unterlagen
«Kassensturz» hat den Terraoil-CEO mehrfach um verlässliche Dokumente gebeten, dank denen sich Anleger ein Bild über Chancen, Risiken und Wert der Firma machen können. Erhalten hat «Kassensturz» lediglich mündliche Verlautbarungen. Doch «wenn die Firma ein seriöses Interesse hat, Investoren zu finden, muss sie auch davon ausgehen, dass sich Investoren eine Meinung bilden wollen», sagt Christian Dreyer, unabhängiger Analytiker und Investor. Dies sei nur gestützt auf qualitativ hochstehende und unabhängige, belegte Unterlagen möglich.
Christian Dreyer war bis vor kurzem CEO der CFA Society Switzerland und damit der oberste Finanzanalyst der Schweiz. CFA ist einer der weltweit begehrtesten Titel in der Finanzbranche. Dreyer schaute für «Kassensturz» die Firma Terraoil an. Aufgrund der ihm zur Verfügung stehenden Unterlagen habe Terraoil momentan ein finanzielles Problem.
Ölförderung ist unrentabel
Denn der Wert einer Ölförderfirma sind in erster Linie die Öl-Reserven, berechnet auf der vermuteten Anzahl förderbaren Fässern des Ölfeldes. Die Fässer multipliziert man mit dem erwarteten Verkaufswert. Davon werden die Förderkosten abgezogen und kommt damit auf den Wert der Reserven.
Terraoil gibt die Förderkosten – umgelegt pro Fass – mit lediglich 30 Dollar an. Das ist ungefähr nur halb soviel wie die amerikanischen Förderkosten. Trotz der optimistisch berechneten Kosten und des wieder leicht gestiegenen Ölpreises «können die Ölreserven dieser Firma momentan kaum wirtschaftlich gefördert werden», sagt Christian Dreyer. «Damit sind sie im Wesentlichen heute nichts wert.»