Man kennt sie als Rechtsexpertin der Sendungen «Espresso/Kassensturz». Gabriela Baumgartner ordnet ein und gibt Rat. Jetzt steht sie selber vor einer schwierigen Frage. Es geht um eine Erbschaft und um ganz besondere Stücke aus dieser Erbschaft: Um die Pelzmäntel ihrer kürzlich verstorbenen Schwiegermutter.
Sie wurde 88 Jahre alt, die Schwiegermutter. Sie war eine vitale, gepflegte und lebenslustige Frau. Und: Sie gehörte einer Generation an, in der das Tragen von Pelzmänteln im Gegensatz zu heute noch nicht verpönt war. Im Schrank der Verstorbenen finden sich Nerze, Füchse und Persianer. Zwei der Mäntel hatte ihr bereits ihre Mutter vererbt.
Vier Möglichkeiten, was man mit gebrauchtem Pelz tun kann
Was soll nun aus den Mänteln werden? Diese Frage stellt sich den Hinterbliebenen. Niemand will Mäntel tragen, für die unzählige Tiere gequält und getötet wurden. Aber die Mäntel der Verstorbenen einfach wegwerfen? Nein, das bringen die Angehörigen auch nicht übers Herz und prüfen deshalb verschiedene Möglichkeiten:
- Pelze für andere Zwecke verwenden? Ja, sagt Thomas aus der Au, Kürschnermeister und Vizepräsident des Pelzverbandes SwissFur. Wenn die Pelze noch nicht brüchig seien, könne man die Mäntel zu Decken oder Kissen umarbeiten. Das ist allerdings eine teure Variante. Eine Decke kostet rund 1200 Franken, ein Kissen (60x60 Zentimeter mit Füllung) ungefähr 300 Franken.
- Gebrauchte Pelzmäntel verkaufen? Theoretisch ja, sagt Thomas aus der Au. Die meisten Secondhand-Geschäfte würden heute allerdings keine Pelze mehr annehmen oder nur solche, die vom Schnitt her noch der aktuellen Mode entsprechen. Pelzfachgeschäfte würden grundsätzlich keine gebrauchten Pelze ankaufen und auf Verkaufsplattformen wimmle es von Angeboten von gebrauchten Pelzmänteln. Entsprechend tief seien die Preise.
- Gebrauchte Pelze verschenken? Kostümabteilungen bei grösseren Theatern beispielsweise sind unter Umständen interessiert an speziellen Kleidern wie Pelzmäntel. Auch die Caritas-Scondhand-Geschäfte nehmen seit ein paar Jahren wieder gebrauchte Pelzmäntel an. Anders als gewöhnliche Secondhand-Läden nimmt die Caritas Kleider, Taschen und Pelze nur als Geschenk entgegen, bezahlt also nichts dafür. Die Spenden werden zu symbolischen Preisen verkauft und aus dem Erlös armutsbetroffene Menschen unterstützt.
- Pelze selber tragen? Warum nicht, mögen manche denken. Die Tiere werden nicht wieder lebendig, wenn man die Mäntel aus ihrem Fell wegwirft oder im Schrank hängen lässt. Doch mit dieser Idee ruft man den Tierschutz auf den Plan. «Wer Pelz trägt, macht Werbung dafür», sagt Helen Sandmeier vom Schweizerischen Tierschutz STS. Ihre Institution lehnt das Pelztragen strikte ab.
Die gebrauchten Pelzmäntel der Caritas zu schenken und so etwas Gutes bewirken scheint also die einzige gute Lösung zu sein. «Die Pelze zu Gunsten von Bedürftigen zu verschenken ist immer noch besser, als sie wegzuwerfen», betont Stefan Gribi von der Caritas Schweiz, und Tierschützerin Helen Sandmeier pflichtet ihm bei.
«Man soll es nicht übertreiben», sagt die Tierschützerin
Bloss: Das Ganze will am Ende nicht so recht aufgehen. Auch wenn es sich bei einem Pelz um ein gebrauchtes Stück aus einem Caritas-Secondhand-Geschäft handelt, mit dessen Verkauf Bedürftige unterstützt werden, läuft im Resultat wieder jemand mit einem Persianer oder einem Nerz durch die Strassen. Guter Zweck hin oder her. «Ja, das stimmt.», sagt Sandmeier. Bloss dürfe man es auch «nicht übertreiben». Sie selber würde jedenfalls geerbte Pelzmäntel der Caritas spenden.