Mit einer solch happigen Rechnung hat Piero Ricca aus St. Gallen nicht gerechnet. Wie jedes Jahr erhält er um die Weihnachtszeit die Abrechnung für Heiz- und Nebenkosten. Piero Ricca: «Ich muss über 3000 Franken Nebenkosten nachzahlen dieses Jahr. Und das finde ich unverschämt, das kann gar nicht sein, das ist unmöglich, dass ich soviel Heizung und Wasser verbraucht habe.»
Der Mieter zahlt für seine 4,5-Zimmer-Wohnung 1059 Franken plus 310 Franken Nebenkosten. Normalerweise musste er ein paar hundert Franken nachzahlen. Noch nie aber so viel. Piero Ricca ist nicht der Einzige in der Siedlung. Viele Mieter haben von der Verwaltung Livit hohe Nebenkostenabrechnungen erhalten. Auch sein Nachbar: Er muss über 1700 Franken nachzahlen.
Hohe Verwaltungskosten
Die Anfragen zu Nebenkostenabrechnungen stapeln sich bei den Mieterverbänden. Viele verunsicherte Mieterinnen und Mieter suchen Rat. Felicitas Huggenberger, Geschäftsleiterin des Mieterverbands Zürich, prüft Riccas Nebenkostenabrechnung. Schuld für die hohe Rechnung sei unter anderem der hohe Erdölpreis. Das muss der Mieter akzeptieren. Stossend sei aber ein anderer Punkt: Es falle auf wie viel Honorar er bezahlen müsse. «Auf jedem Posten stellt Livit ein Verwaltungshonorar in Rechnung. Nach Gesetz darf sie das. Sie macht es aber mit sehr hohen Prozentzahlen, über 4,5 Prozent», stellt Huggenberger fest.
Im Klartext: Livit wälzt nicht bloss die effektiven Kosten auf den Mieter, sondern verlangt für jeden Posten prozentual ein Honorar. Das heisst: Je höher die Rechnungen, desto grösser die Verwaltungshonorare für Livit. Im Gegensatz zu den Mietern profitiert Livit also vom hohen Erdölpreis. Livit rechtfertigt sich. Der Mieter verbrauche sehr viel Wasser. Und zum Vorwurf der hohen Verwaltungshonorare: Die Abrechnungen würden immer aufwändiger. Livit schreibt: «Mit diesem Honorar werden nebst dem effektiven Aufwand für die Arbeit auch die Versandspesen, Papier und entsprechende Kosten für Hard- und Software abgegolten.»
Detaillierte Abrechnung
Aufgepasst: Nur was im Mietvertrag unter Nebenkosten aufgeführt ist muss der Mieter bezahlen. Tauchen auf einmal neue Nebenkosten auf, muss dies der Mieter nicht akzeptieren. Wer die Abrechnung nicht versteht, soll rasch mit dem Vermieter Kontakt aufnehmen. Felicitas Huggenberger: «Wichtig ist, zuerst immer eine detaillierte Abrechnung zu verlangen.» Man brauche Einsicht in die Belege, Angaben zum Mieterspiegel und zu den Leerständen, damit man wisse, wie die Kosten verteilt wurden. «Und dann kommt man meistens nicht mehr weiter, dann lohnt es sich den Fachmann zu fragen», ergänzt Huggenberger.