-
Bild 1 von 17. Feldenzian. Der Feldenzian ist auf magere Standorte angewiesen und ist nicht konkurrenzfähig. Um allfälligen Konkurrenten auszuweichen, blüht er erst im Hochsommer oder Herbst. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 2 von 17. Grossblütiges Sonnenröschen. Diese Art ist an trockene Standorte angepasst und verschwindet auf intensiv genutzten Flächen. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 3 von 17. Sterndolde. Die Sterndolde ist über den ganzen Alpenraum verbreitet und profitiert von extensiver Beweidung. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 4 von 17. Stängellose Kratzdistel. Es gibt verschiedene Distelarten. Die Stängellose Kratzdistel benötigt sehr spezifische Lebensbedingungen. Sie verschwindet, wenn Weiden gedüngt werden oder wenn Wald oder andere Pflanzen wuchern. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 5 von 17. Goldfingerkraut. Manche Fingerkraut-Arten sind sehr gefährdet. Diese Art ist noch weit verbreitet und markiert gesunde Magerstandorte mit hoher Biodiversität. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 6 von 17. Geflecktes Knabenkraut. Orchideen sind Indikatoren für biodiverse Wiesen. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 7 von 17. Purpurrote Ständewurz. Diese Art gehört zu den Orchideen und ist anders als andere ihrer Gattung ungefährdet. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 8 von 17. Alpen-Vergissmeinnicht. Dieses Bild zeigt schön, wie innerhalb einer kleinen Fläche mehrere Lebensräume und somit auch verschiedene Arten aufeinandertreffen können. Das Nebeneinander auf kleinstem Raum ist typisch für hohe Lagen. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 9 von 17. Alpenrose. Die Alpenrose muss nicht unter Schutz gestellt werden, diese Pflanze nimmt rapide zu und generiert nicht sehr viel Vielfalt. Dies ist ein Bild, das zeigt: Schönheit kann auch täuschen. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 10 von 17. Bärtige Glockenblume. Die Bärtige Glockenblume ist auf saure Böden angewiesen. Aufgrund der intensiven Nutzung schwinden solche Böden zunehmend. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 11 von 17. Berg-Augentrost. Der Berg-Augentrost ist ein Halbschmarotzer. Er profitiert von den umliegenden Gräsern, deren Nährstoffe er anzapft. Er ist ein Spezialist und würde in Konkurrenz-Situationen verschwinden. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 12 von 17. Türkenbund. Diese Art kann auch im Wald wachsen und ist deshalb nicht besonders gefährdet durch Intensivierung. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 13 von 17. Alpen-Hornklee. Der Alpen-Hornklee ist empfindlicher gegenüber seiner Schwester-Art im Flachland. Bei besseren Bedingungen würde er sich nicht durchsetzen können. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 14 von 17. Berufkraut. Das Berufkraut ist Bestandteil extensiv genutzter Weiden im Berggebiet. Nicht zu verwechseln mit dem invasiven Neophyten, dem Einjährigen Berufkraut. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 15 von 17. Fetthennen-Steinbrech. Diese Pionierart kommt häufig an Bächen vor und ist noch nicht unmittelbar gefährdet durch Intensivierung. Begradigungen oder Verbauungen von Uferböschungen könnten ihn lokal gefährden. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 16 von 17. Blauer Eisenhut. Der Blaue Eisenhut ist einer der Nährstoff-Spezialisten und ein relativ starker Konkurrent. Er kann sich gut durchsetzen und ist noch lange nicht gefährdet. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 17 von 17. Alpenkreuzblume. Diese Art ist gesamtschweizerisch noch ungefährdet, aber empfindlich gegenüber Düngung. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
Überlebenskünstler in der Höhe
Jede Bergbewohnerin und jeder Wanderer weiss: In der Höhe sind die Lebensbedingungen extremer als im Tal. Dies gilt nicht nur für uns Menschen, sondern auch für die Flora. Längere Winter, heftigere Gewitter, geringere Bodenfruchtbarkeit und raues Klima. Mit solch erschwerten Bedingungen müssen alpine Arten umzugehen wissen – denn anders als wir Menschen sind sie an ihren Standort gebunden.
Um in Bergregionen überleben zu können, haben Pflanzen verschiedenste Strategien entwickelt. Die Alpenflora ist geprägt von sogenannten Spezialisten, die sich an Extremsituationen wie kurze Vegetationszeiten, Nährstoffknappheit oder Frost angepasst haben.
Viele Alpenblumen fallen auf durch ihre grossen Blüten. Auch dies ist eine Anpassung an die Lebensbedingungen in der Höhe. Kürzere Sommer und eine kleinere Menge an Bestäubern erhöhen den Druck, Insekten anzulocken. Nicht selten entwickeln alpine Arten deshalb grössere Blüten als ihre Schwestern-Arten im Tal.
Grosse Biodiversität in Berggebieten
Es klingt paradox: Trotz erschwerten Lebensbedingungen ist die Vielfalt in den Alpen - bis zu einer bestimmten Höhe - grösser als im Flachland. Der Grund dafür ist kein natürlicher. Aufgrund intensiver Nutzung der Landschaft nimmt die Biodiversität im Flachland seit vielen Jahren ab. Im Berggebiet ist die Intensivierung weniger weit fortgeschritten und stellt für die Artenvielfalt deshalb ein kleineres Problem dar als in tieferen Lagen: Die grösste Vielfalt hat sich vom Tal in die Höhe verschoben.
Bedrohte Vielfalt durch Überdüngung
Doch auch Bergregionen werden durch bessere Erschliessung immer mehr genutzt, wodurch die Biodiversität auch in den Alpen tendenziell abnimmt. Wo früher noch von Hand gearbeitet werden musste, kann das Gelände heute an immer mehr Orten mit dem Traktor befahren werden, was eine flächendeckende Düngung ermöglicht. Gedüngte Alpweiden steigern zwar die Milchproduktion, die Biodiversität jedoch leidet.
-
Bild 1 von 4. Arnika. Die Arnika war früher weit verbreitet. Heute ist sie Opfer der intensiven Nutzung und ihr Bestand hat abgenommen. Die Arnika ist ein guter Indikator für eine funktionierende Biodiversität. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 2 von 4. Herzblatt. Diese Art ist noch weit verbreitet, jedoch sehr empfindlich gegenüber Konkurrenten und verschwindet schneller als manch andere Art. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 3 von 4. Schlangenknöterich. Der Schlangenknöterich profitiert von der Bedüngung. Auf nährstoffreichen Böden kann er sich gegenüber anderen Pflanzen durchsetzen und nimmt zu. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
-
Bild 4 von 4. Augenwurz. Der Augenwurz ist eine Pionierpflanze, die oft aus Felsritzen wächst. Intensivierung wird für ihn weniger zum Problem als der Klimawandel. Bildquelle: SRF / Angela Wagner.
Werden dem Boden durch Düngung mehr Nährstoffe zugefügt, wirkt sich dies negativ auf die Spezialisten unter den Pflanzen aus. Auf nährstoffreichen Böden nehmen einige wenige konkurrenzstarke Arten Überhand. Die Spezialisten können sich nicht gegen diese durchsetzen und werden verdrängt. Denn anders als auf Dominanz in Konkurrenzsituationen hat sich eine Mehrheit der Arten auf das Aushalten von Extremsituationen spezialisiert.
Klimaerwärmung schafft neue Verhältnisse
Zum Problem der Übernutzung und Überdüngung kommt ein weiterer biodiversitätshemmender Faktor hinzu: die Klimaerwärmung. Wird das Klima in höheren Lagen milder, verschiebt sich der Lebensraum mancher Arten in die Höhe. In Höhen, die früher den Spezialisten vorbehalten waren, führen die steigenden Temperaturen dazu, dass die wärmeliebenden, konkurrenzstarken Pflanzen weiter nach oben ziehen. Einige Spezialisten kommen mit diesen neuen Nachbarn nicht zurecht, denn sie nehmen ihnen den Platz und das Licht.
Nicht für alle Arten stellt die Klimaerwärmung eine Bedrohung dar. Manche Arten profitieren insofern davon, dass sich ihr Verbreitungsgebiet vergrössert. Es gibt auch Gewinner unter den Pflanzen – doch die Verlierer sind in der Überzahl und so nimmt die Biodiversität stetig ab.
Handlungsbedarf und Schutz unserer Alpenflora
Rund 12% der Gebirgsrasen-Arten gelten als bedroht und stehen unter Schutz. Zum Vergleich: Über alle Arten gerechnet gelten 28% der Arten in der Schweiz als bedroht. In den Alpen steht es vergleichsweise gut um die Biodiversität. Aufgrund von Trends wie Übernutzung oder Klimaerwärmung gibt es trotzdem Handlungsbedarf. Wie sich diese Entwicklungen in Zukunft auf die Biodiversität in den Alpen auswirken wird, kann noch nicht quantifiziert werden.