Arten im Selbstportrait - Hallo, ich bin der Aal und ein abenteuerlustiger Wanderer
Wir Aale gehören zu den Wanderfischen. Zwei Mal in unserem Leben begeben wir uns auf eine abenteuerliche Reise: vom Atlantik bis in die Schweiz und wieder zurück. Dabei stellen Wasserkraftanlagen mit ihren Turbinen eine tödliche Gefahr für uns dar. Wenn du magst, erzähle ich dir mehr von mir.
Auf den ersten Blick sehe ich vielleicht ähnlich aus wie eine Schlange, ich gehöre aber zu einer anderen Familie. Ich Wasserliebhaber bin ein Fisch.
Mein langgestreckter Körper verfügt über mehr als 100 Wirbel. Damit lässt es sich gut am Grund von Gewässern entlang schlängeln. Zum Vergleich: Ihr Menschen habt nur gerade 33 Rückenwirbel.
Meine Augen sind klein und ich kann damit nicht gut sehen, dafür kann ich umso besser riechen. Ich nutze meine Nase nicht nur auf der Jagd, sondern auch zur Orientierung.
Uns Aale gibt es schon viel länger als euch Menschen. Urformen meiner Art entwickelten sich bereits vor über 100 Millionen Jahren. Ich bin also ein Relikt aus der Blütezeit der Dinosaurier.
Noch heute komme ich fast überall auf der Welt vor. Wir Aalartigen sind sehr anpassungsfähig und können in den verschiedensten Lebensräumen leben: in Bächen, Flüssen, Seen - aber auch im Meer.
Unsere Vielfalt ist gigantisch. Es gibt rund 800 verschiedene Aal-Arten. Die kleinsten Vertreter sind wurmgrosse Riffbewohner, die grössten können bis zu drei Meter langen Raubfischen werden.
Wir Europäischen Aale begeben uns auf abenteuerliche Wanderungen. Denn geschlüpft sind wir alle im Atlantik, in der Sargassosee östlich von Florida. Als junge Aale durchqueren wir mit dem Golfstrom den Ozean bis zur Europäischen Küste. Diese Reise kann bis zu drei Jahren dauern.
Von den Küsten schwimmen wir flussaufwärts ins Landesinnere. Die Schweiz erreiche ich etwa in meinem 6. Lebensjahr. Hier fresse ich mir Reserven an, die ich für die bevorstehende Reise brauche. Um mich zu paaren, zu laichen und dann auch zu sterben, kehre ich nämlich wieder in die Sargassosee im Atlantik zurück. Bis ich den Drang verspüre wieder aufzubrechen, können aber noch einige Jahre vergehen, denn wir aale können ein Alter von bis zu 50 Jahren erreichen.
Wenn es soweit ist, verändert sich mein Körper: Die Flanken werden silbern schimmernd, der Rücken dunkel und die Augen gross. Dies sind Anpassungen an die lange und beschwerliche Reise im offenen Meer zurück zu meinem Ursprung.
Ich bin ein freiheitslebendes Wesen. Bis jetzt ist es noch niemandem gelungen, mich in Gefangenschaft zu züchten.
Vor der Industrialisierung gehörten wir Europäischen Aale zu den häufigen Fischen in der Schweiz - heute machen uns die massiven Verbauungen der Flüsse zu schaffen. Auf unseren Wanderungen werden wir immer wieder Opfer von Wasserkraftwerken, deren Turbinen uns in Stücke schneiden. Möglichkeiten, diese zu umgehen, gibt es leider noch keine.
In manchen Regionen gelte ich als Delikatesse. In den Nachbarländern Deutschland, Frankreich und Italien, aber vor allem auch in Japan findet man unsereins häufig auf der Speisekarte. In der Schweiz bin ich als Speisefisch zum Glück nicht sehr beliebt.
Wir Aale stehen auf der Roten Liste der vom Ausstreben bedrohter Tierarten. Neben den vielen Stauwehren und Wasserkraftturbinen, die unsere Wanderung erschweren oder verunmöglichen, stellen auch Verunreinigung der Gewässer, Überfischung oder der Klimawandel massive Probleme für uns dar.
Dossier zum Aal vom Schweizerischen Fischerei-Verband
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