Wenn Guido Häfliger über die Artenvielfalt auf seinem Landwirtschaftsbetrieb spricht, dann leuchten seine Augen. Tatsächlich – der Gang durch seine Allee aus über 50 noch jungen Obst-Hochstammbäumen ist ein wahrer Ohrenschmaus. Es summt, zirpt und pfeift aus allen Richtungen. Auf seinem 14 Hektaren grossen Betrieb hat es auf 17% der Flächen Platz für Biodiversität. Hier sonnt sich eine Eidechse auf der Trockensteinmauer, da sucht sich ein Frosch seinen Platz zum Laichen im Teich, dort tanzt ein Blutströpfchen - eine seltene Falterart - durch die Blumenwiese.
Bis vor 10 Jahren hat mir Biodiversität nicht viel gesagt.
Doch nicht immer haben Guido Häfligers Augen so geleuchtet. «Bis vor 10 Jahren hat mir Biodiversität nicht viel gesagt. In meiner Ausbildung und unter meinen Kollegen wurde kaum darüber gesprochen», erzählt Guido Häfliger. Seine erste Blumenwiese hat er denn auch nur aus finanziellem Anreiz gesät. Dafür erhielt er Direktzahlungen vom Bund: «Ich wollte auch einfach etwas Neues ausprobieren», fügt er hinzu.
Man muss immer ein bisschen gegen den Strom schwimmen.
Und plötzlich haben sich neue Insekten- und Vogelarten auf seinem Betrieb gezeigt. Guido Häfliger bekam Freude daran und aus einem Experiment wurde ein langfristiges Projekt. Er hat weitere Blumenwiesen angesät und über 200 Hochstammbäume gepflanzt. In seinem Umfeld stiess er nicht überall auf Verständnis. Doch das hielt ihn nicht von seinen Plänen ab: «Man muss immer ein bisschen gegen den Strom schwimmen. Dafür braucht es manchmal auch ein dickes Fell.»
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Bild 1 von 5. Extensiv genutzte Wiese. Auf Guido Häfligers Betrieb blühen mehrere Blumenwiesen. In extensiv bewirtschafteten, nährstoffarmen Wiesen können 40 bis 70 seltene und teilweise bedrohte Arten vorkommen. Sie beherbergen eine grosse Vielfalt an Insekten, Spinnen und Vögel aber bieten auch auch ein geeignetes Habitat für Frösche, Eidechsen und Blindschleichen. Bildquelle: Guido Häfliger.
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Bild 2 von 5. Trockensteinmauer. Letztes Jahr hat Guido Häfliger am Waldrand eine Trockensteinmauer erstellt. Die Natursteine bieten Nischen für Reptilien, Insekten, Spinnen, Schnecken, und werden von verschiedenen Pflanzen, Moosen und Flechten besiedelt. Bildquelle: Guido Häfliger.
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Bild 3 von 5. Hochstamm-Feldobstbäume. Auf Guido Häfligers Betrieb wachsen mittlerweile über 200 Hochstamm-Feldobstbäume. Sie bieten verschiedene Lebensräume für Tiere wie Vögel, Fledermäuse und Insekten. Bildquelle: Danielle Vorburger.
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Bild 4 von 5. Teich. Dieses Jahr ist auf Guido Häfligers Betrieb ein 300 Quadratmeter grosser Teich entstanden. Diese kleinen Wasserflächen werden von einer grossen Anzahl Tiere als Lebensraum (kleine Krebstiere, aquatische Insekten), für die Fortpflanzung (Amphibien, Libellen) oder als Tränke (Vögel, Schmetterlinge, Bienen) genutzt. Bildquelle: Guido Häfliger.
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Bild 5 von 5. Steinhaufen. Auf Guido Häfligers Betrieb findet man verschiedene Kleinstrukturen wie Stein- und Asthaufen. Solche Lebensräume sind besonders wertvoll für Reptilien und Kleintiere. Bildquelle: Guido Häfliger.
Letztes Jahr hat Guido Häfliger einen Teich und eine Trockenmauer erstellt. Diese hat er bei Mission B als neue Fläche eingetragen. Heute fördert er mit Leidenschaft die Artenvielfalt auf seinem Hof und freut sich über jedes Tier, das sich auf seinem Betrieb ansiedelt. Was ihm noch fehlt, der Gartenrotschwanz und der Neuntöter. Auf ihren Besuch wartet er gespannt.