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Auf dem Prüfstand Blasenentzündung – Cranberry-Prophylaxe wirkt nicht

Produkte aus Cranberrys sind schon länger in Gebrauch, um Harnwegsinfektionen vorzubeugen. Doch neue Studien kommen zum Schluss: Genau das gelingt ihnen nicht. Dafür kommt D-Mannose immer mehr zum Einsatz.

Cranberrys werden häufig zur Vorbeugung gegen Harnwegsinfektionen eingesetzt. Sie enthalten eine Substanz, die verhindern kann, dass Bakterien sich an der Blasenwand festsetzen – so die Vorstellung. Daher werden die Beeren seit Langem zur Vorbeugung von Blasen- und anderen Harnwegsinfekten empfohlen.

Bei genauerer Studienanalyse wie jene der Cochrane Library zeigt sich jedoch, dass Cranberrysaft offenbar keinen eindeutigen Nutzen bei der Verhinderung von Harnwegsinfekten hat und eine langfristige Einnahme von den Patienten nicht akzeptiert wird. Oft setzten diese den Saft nach kurzer Zeit wieder ab. Cranberry-Produkte in Form von Tabletten oder Kapseln zeigten ebenfalls keine Wirksamkeit bei der Vorbeugung.

In der Schweiz werden oft Preiselbeersaft oder Produkte aus der europäischen Preiselbeere anstelle der Cranberrys beworben. Diese können in etwa mit Cranberrys verglichen werden, so die Fachpersonen.

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Zwar hat die Preiselbeere an sich einen höheren Anteil von Proanthocyanidinen als Cranberry, aber schlussendlich ist ausschlaggebend, wie viel des Wirkstoffs im Produkt landet. Die Messung ist aber nicht ganz einfach. Der wahre Wirkstoffgehalt der Beere kann nur mittels der HPLC-Methode erfasst werden. Denn im photometrischen mittels der DMAC-Methode ermittelten Wirkstoffgehalt werden unwirksame Flavonoide miterfasst.

In den Studien, welche die deutsche Phytomedizinerin Sigrun Chrubasik-Hausamann durchgeführt hat, zeigte sich, dass der Wirksamkeitstrend zu Vorbeugung von Harnwegsinfektionen höher war, wenn auch die Dosis höher lag. Weder in Studien, die zumeist wissenschaftlich nicht aussagekräftig waren mit Preiselbeere noch mit Cranberry wurde aber auf diesen Unterschied der Messmethode eingegangen. Daher ist der wahre Anteil des Wirkstoffes meist unklar.

Die Behandlung wiederkehrender Blasenentzündungen ist multimodal. Es gibt nicht nur dieses oder jenes Vorgehen.

Tipps, um Blasenentzündungen zu vermeiden

  • Regelmässig trinken (zwei Liter mindestens), damit werden die Bakterien verdünnt und ausgeschwemmt.
  • Übertriebene Hygiene begünstigt Harnwegsinfekte. Die äusseren Geschlechtsteile sollen mit Wasser und einer pH-neutralen, milden, rückfettenden Waschlotion gereinigt werden.
  • Scheidenregion und Afterregion mit Fettcrème eincremen.
  • Falls die Blasenentzündungen im Zusammenhang mit Geschlechtsverkehr auftreten, sollte die Blase vor und nach dem Verkehr entleert werden.
  • Kondome vermeiden, welche mit spermientötenden Substanzen beschichtet sind.
  • Putzrichtung beachten, immer von der Scheide nach hinten. Allenfalls Analtoilette nach Stuhlgang. Jedoch Vorsicht bei Verwendung von Dusch-WC. Durch den Druck des Wasserstrahls können Keime in die Harnröhre und die Blase gepresst werden. Somit nur den After abduschen.
  • Frauen nach der Abänderung können eine lokale Therapie mit Hormonzäpfchen versuchen.
  • Impfung gegen Coli-Bakterien.
  • D-Mannose gilt im Moment als ein gutes Mittel, um Blasenentzündungen vorzubeugen. Die Studienlage ist aber noch sehr dünn.
  • Pflanzliche Präparate als Alternative – sie sind meist wissenschaftlich umstritten, können aber gewissen Patienten zur Vorbeugung helfen. Dazu zählen Bärentraubenblätter. Die Substanz enthalten antibakterielle und antientzündliche Wirkstoffe. Kapuzinerkresse wird sogar als natürliches Antibiotikum genannt.

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