Das Hirnwasser schützt unser Gehirn und das Rückenmark. Entsteht in diesem System irgendwo ein Leck und kann nicht mehr genügend Flüssigkeit nachproduziert werden, liegt das Hirn buchstäblich auf dem Trockenen.
Betroffene leiden dann unter starken Kopfschmerzen, die nur im Liegen bessern. Übelkeit, Nackensteife, Schwindelanfälle sind weitere häufige Symptome.
Bei einigen Patienten tritt dieser Zustand immer wieder plötzlich und ohne offensichtliche Ursache auf. Entsprechend schwierig gestaltete sich bisher die Therapie.
Berner Ärzte finden Ursache
Ein Team von Neurochirurgen, Neuroradiologen und Neurologen des Inselspitals Bern konnten nun erstmals die Ursache für den spontanen Hirnwasserverlust feststellen. Mit Hilfe neuester Bildgebungsverfahren und Mikrochirurgie entdeckten die Berner Ärzte winzige verkalkte Bandscheibenfortsätze an der Wirbelsäule.
Diese Kalksporne bohren ein Loch in die Nervenhaut, welche das Hirnwasser umschliesst. Das so entstandene Leck befand sich bei den meisten Patienten in der Brustwirbelsäule oder unteren Halswirbelsäule.
In einer Studie hatten die Ärzte 14 von 69 Patienten mit besonders hartnäckigen Verläufen der Erkrankung mittels Mikro-Neurochirurgie untersucht und behandelt. Bei allen Patienten konnte unmittelbar nach der Diagnosestellung während der Operation der Sporn entfernt und das Leck geschlossen werden.
Hohe Heilungschance
25 Patienten wurden bisher am Inselspital so behandelt. Über 90 Prozent davon sind seither dauerhaft geheilt. Diese Form des Hirnwasserverlusts ist mit einem Fall auf 20‘000 Menschen zwar eine seltene aber äusserst unangenehme Erkrankung.
Studienleiter Jürgen Beck bezeichnet die Entdeckung der Kalksporne als Ursache der anhaltenden Beschwerden als Wende für die Patienten: «Die Erkrankung ist oft einschneidend und stark belastend. Nun konnten wir erstmals zeigen, wie die Lecks im System entstehen, und im selben Zug eine Lösung anbieten.»
Das zieht Patienten aus der ganzen Welt an. Denn das Inselspital ist derzeit die einzige Klinik weltweit, die eine erfolgreiche Therapie für dieses Problem anbietet. Ein Drittel der Zuweisungen erhält man daher bereits aus dem Ausland.