1978 kam Louise Brown auf die Welt – das erste «Retortenbaby» überhaupt. Künstliche Befruchtung ebnete Eltern mit unerfülltem Kinderwunsch seither den Weg zum eigenen Kind.
Tierversuche und vereinzelte Untersuchungen beim Menschen deuten jedoch darauf hin, dass sich die Prozedur auf spätere Gesundheitsrisiken des Kindes auswirken könnte.
Über die langfristige Entwicklung dieser Risiken ist jedoch wenig bekannt. Forschende des Inselspitals Bern zeigen nun mit einer am Montag im Fachblatt «Journal of the American College of Cardiology» publizierten Studie, dass nach künstlicher Befruchtung geborene Kinder als Teenager ein höheres Risiko für Bluthochdruck haben könnten.
Emrush Rexhaj und sein Team vom Inselspital untersuchten 54 gesunde Jugendliche im Alter von durchschnittlich 16 Jahren, die durch In-Vitro-Fertilisation (IVF) gezeugt worden waren. Zum Vergleich untersuchten sie ausserdem eine Kontrollgruppe von 43 natürlich gezeugten Altersgenossen.
Die IVF-Gruppe wies durchschnittlich einen höheren Blutdruck auf als die Kontrollgruppe, nämlich 119/71 mmHg im Vergleich zu 115/69 mmHg. Der Unterschied scheint gering, jedoch wirken sich bereits solch kleine Unterschiede auf das Risiko für Schlaganfälle und Herzerkrankungen aus.
Einige Jahre zuvor hatte Rexhaj mit seinem Team weitgehend die gleiche Gruppe Kinder bereits im Alter von durchschnittlich 11 Jahren untersucht und mit natürlich gezeugten Altersgenossen verglichen. Bereits damals stellten die Wissenschaftler Anzeichen für frühzeitige Gefässalterung beim IVF-Nachwuchs fest, allerdings noch keine Unterschiede beim Blutdruck. Diese hätten nur fünf Jahre gebraucht, um zum Vorschein zu kommen.
Problemquelle Nährlösung?
Bereits in der früheren Studie schlossen die Wissenschaftler um Raxhaj aus, dass die Hormonstimulation der künftigen Mutter oder die Sterilität der Eltern Ursache für die veränderten Blutgefässe der Kinder sein könnten. Auch in der aktuellen Studie interpretieren sie ihre Daten so, dass die In-Vitro-Fertilisation-Therapie als solche ursächlich sein müsse.
Darunter fällt die Fertilisationsmethode selbst, das Einfrieren überzähliger Embryos, sowie das Kultivieren in einer Nährlösung im Brutschrank. Insbesondere letzteres steht im Verdacht, einen Einfluss auf die Organentwicklung zu haben. Kinder, die im Jahr 2000 und später durch IVF auf die Welt kamen, weisen eine geringere Erhöhung des Blutdrucks auf. Das könnte daran liegen, dass die Kultivierungsbedingungen der Embryos verbessert wurden.