Mit Hilfe der Sonne produziert unser Körper lebenswichtiges Vitamin D. Es dient der Versorgung der Knochen und der Steuerung des Nervensystems. Die Sonne tut aber auch unserem Gemüt gut. Kein Wunder also, lockt sie uns im Sommer nach draussen.
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Doch die energiereiche UVA- und UVB-Strahlung des Sonnenlichts kann in zu hohen Dosen der Haut schaden und im schlimmsten Fall zu Hautkrebs führen.
Dermatologe Günther Hofbauer vom Universitätsspital Zürich vergleicht Bräune gar mit Fieber: «Wenn wir Fieber haben, dann fühlen wir uns krank und wissen, dass etwas mit unserem Körper nicht stimmt. Bräune ist wie Fieber. Mit dem vermeintlich schönen, dunkleren Teint verteidigt sich unser Körper nach einer Verletzung durch schädliche UV-Strahlung.» Spezielle Hautzellen werden durch das UV-Licht angeregt und bilden nach wenigen Stunden den Farbstoff Melanin. Das Pigment schützt die Hautzellen und die unter ihnen liegenden Hautschichten vor der UV-Strahlung – man spricht von der Bildung einer Lichtschwiele. Als Nebeneffekt der Pigmentbildung nimmt die Haut eine bräunliche Färbung an. Die Bildung von Melanin braucht Zeit, Sonnenbräune entsteht deshalb erst nach mehreren Tagen.
Bräune ist wie Fieber. Mit dem vermeintlich schönen, dunkleren Teint verteidigt sich unser Körper nach einer Verletzung durch schädliche UV-Strahlung.
Bräune ist aber kein Freibrief für ungeschützten Aufenthalt an der Sonne, warnt der Dermatologe: «Die Haut hat ein Gedächtnis. Wer vor allem in seiner Jugend viel Sonneneinstrahlung hatte, riskiert, Jahrzehnte später an Hautkrebs zu erkranken. Vor allem der weisse Hautkrebs tritt gehäuft bei Personen auf, die sich etwa von Berufs wegen viel an der Sonne aufhalten.»
Auch ohne Sonnenbrand, verursacht durch die kurzwellige UVB-Strahlung, kann so ein beachtliches Mass an Sonnenschäden zusammenkommen.
Aber auch die UVA-Strahlung schädigt unsere Haut. Zwar nicht akut, aber über viele Jahre hinweg. Die langwellige Strahlung dringt in tiefere Hautschichten ein. Für Hautspezialist Günther Hofbauer gilt es deshalb auch UVA-Strahlen zu vermeiden: «Diese sind für die Hautalterung verantwortlich, sie machen Gesicht, Hände und Dekolleté faltig und schrumpelig. Wer also gesunde, junge Haut haben will, verzichtet auf Sonnenbäder.»
Schatten, Kleider, Creme
Egal, ob dunkel- oder hellhäutig: Alle Menschen brauchen Sonnenschutz. Der einfachste und beste Schutz ist Schatten. Allerdings ist man auch hier nicht vor indirekter Strahlung geschützt – verursacht etwa durch reflektierende Flächen wie Wasser, Sand, Beton oder Schnee. Nebst Schatten bieten Kleider Schutz vor der UV-Strahlung. Ideal sind dunkle Textilien, dichter Stoff oder synthetische Fasern.
Helle und leichte, aber auch lockere und nasse Kleidung schützt nur schwach, weil sie die UV-Strahlung ungenügend abschirmt. Für einen guten Sonnenschutz brauchen Erwachsene nicht spezielle UV-Schutz-Textilien zu tragen; für Kleinkinder, die im Sand oder am Wasser spielen, können sie aber durchaus sinnvoll sein.
Wer sich länger an der Sonne aufhält, sollte sich mit Sonnencreme schützen. Je höher der Lichtschutzfaktor, desto besser ist der Schutz – bei richtiger Anwendung. Doch damit hapere es oft, sagt Dermatologe Günther Hofbauer: «Meist wird die Sonnencreme zu dünn aufgetragen.» Für einen guten Schutz von Kopf bis Fuss rechnen die Experten mit 30 bis 40 Millilitern Sonnencreme – das entspricht einem Fünftel einer Sonnencremetube.
Besonders wichtig sind sonnenexponierte Körperstellen wie Lippen, Nase, Ohren, aber auch Kopfhaut, Nacken und Schultern. Durch Schwitzen oder Baden nimmt die Schutzwirkung ab, es muss nachgecremt werden. Hautspezialist Hofbauer benennt weitere Fälle, in denen Nachcremen Sinn macht: «In den Bergen, im Schnee oder am Meer in Äquatornähe ist die UV-Strahlung besonders stark.»
Der UV-Index
Der UV-Index gibt die Stärke der UV-Strahlung der Sonne an. Die Skala reicht von schwacher Strahlung mit den Werten eins und zwei bis zu extremer Strahlung mit dem Wert elf. Je höher der UV-Index, desto stärker und schädlicher ist die Sonnenstrahlung. Ab einem Wert von drei ist Sonnenschutz mittels T-Shirt, Sonnencreme, -brille und Hut empfohlen.
Besonders hoch sind die Werte in der Schweiz im Sommer und allgemein im Hochgebirge. Am Äquator, wo die Sonne senkrecht strahlt, und im Sand und auf dem Wasser, wo die UV-Strahlen stark reflektiert werden, werden ebenfalls sehr hohe Werte erreicht.
Die aktuellen Werte für die Schweiz sind auf der Seite des Bundesamts für Gesundheit abrufbar.
UV-Strahlen-Warnung per App
Elektroingenieur Samuel Welten entwickelt eine App, die auf dem UV-Index aufbaut und in naher Zukunft Menschen vor zu viel UV-Strahlung warnen soll.
Ein spezieller, kleiner Sensor, der zum Beispiel am Rucksack oder an der Kleidung getragen werden kann, misst im Freien die UV-Strahlung und übermittelt die Werte laufend ans Smartphone. Ein Programm, das individuell einstellbar ist, speichert die Werte und gibt eine Warnung an den User ab, sobald die maximale Expositionsdauer erreicht ist. Das Startup Sunbeat ist ein Spin-off der ETH Zürich und wird von Dermatologen unterstützt.