Seit ihrer Markteinführung stehen Energy-Drinks in der Kritik. War es zu Beginn noch der werbewirksam herausgestrichene Inhaltsstoff Taurin, der den zuständigen Stellen Sorge bereitete, haben sich seither andere, weit handfestere Problemzonen herauskristallisiert.
Knackpunkt Koffein
Der wichtigste Kritikpunkt: Energy-Drinks sind eigentliche Koffeinbomben. In einer Büchse stecken ca. 80 Milligramm, was zwei Tassen Ristretto entspricht. Während das Heissgetränk Kaffee langsam konsumiert wird, gesellt sich bei den gekühlten und gesüssten Energy-Drinks zur ersten Dose schnell die nächste hinzu – und noch eine und noch eine.
Die daraus schnell und vorerst unbemerkt resultierende Überdosis Koffein kann heftige Folgen haben: Das Spektrum reicht von Nervosität und erhöhtem Blutdruck über Kopfschmerzen und Zittern bis hin zu Magen-Darm-Problemen, Herzklopfen oder Herzrhythmusstörungen.
Laut einer kürzlich erschienenen Übersichtsstudie der WHO zum Energy-Drink-Konsum in Europa wird der Effekt noch verschärft durch neue Produkte mit extrem hohem Koffeingehalt, die sich so von der etablierten Konkurrenz abheben wollen. In gewohnter Weise konsumiert, führen sie zu umso stärkeren Nebenwirkungen.
Warnungen werden ignoriert
Um Kinder und Schwangere vor einer Überdosis Koffein zu schützen, müssen auf jeder Dose der Koffeingehalt und die zulässige Tagesdosis angegeben sein. Diese Hinweise werden vom Zielpublikum jedoch ebenso konsequent ignoriert wie die aufgedruckte Warnung «nicht mit Alkohol mischen!».
Drinks wie «Wodka Red Bull» erfreuen sich bei Partygängern im Gegenteil sogar grösster Beliebtheit, da das darin enthaltene Koffein der Schläfrigkeit als natürlicher Folge von starkem Alkoholkonsum entgegenwirkt. Die absehbare Folge: Es kann länger getrunken werden, was schliesslich zu umso heftigeren Zusammenbrüchen mit lebensgefährlich hohen Blutalkoholspiegeln führt.
Der ständige Koffeinschub gibt zudem das trügerische Gefühl, Reflexe und Motorik besser unter Kontrolle zu haben, als dies tatsächlich der Fall ist – während die Risikobereitschaft mit steigendem Alkoholpegel zunimmt. Keine gute Kombination.
Minderjährige besser schützen
Auf die seit Jahren weltweit diskutierten Gefahren des übermässigen Konsums von Red Bull & Co. hat nun Litauen mit einem Verkaufsverbot reagiert: Das Gesetz, das im Mai verabschiedet wurde, bestraft seit November die Abgabe von Getränken mit hohem Koffeingehalt an Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit Bussen von bis zu 116 Euro und wird von der Regierung als «revolutionärer Fortschritt in der Welt» gepriesen.
Auch wenn Kritiker meinen, dass dieses Gesetz übertrieben sei und unnötige Bürokratie schaffe, zielt es in dieselbe Richtung wie die Schlussfolgerungen der WHO-Studie. Auch diese legen den Fokus auf einen verstärkten Schutz der Minderjährigen – die von den Energy-Drink-Herstellern als attraktive Zielgruppe besonders intensiv umworben werden.