Die farbige Hauptstadt
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Bild 1 von 15. Streetart macht stolz. Dank künstlerischen Interventionen wird das Quartier aufgewertet. Die Bewohner sollen stolz auf ihre Heimat sein. Die gemeinsamen Erlebnisse während des Streetart Festivals fördern den Zusammenhalt. Bildquelle: José Vicente.
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Bild 2 von 15. Tierische Skulpturen. Zu den renommiertesten Gegenwartskünstlern zählt auch «Bordalo II». Er gibt dem Müll der Konsumgesellschaft ein zweites Leben. Aus Abfällen kreiert er übergrosse Tierskulpturen, mit welchen er Gedanken über ökologische und soziale Achtsamkeit anregen möchte. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 15. VHILS. gehört zu den berühmtesten Streetart Künstlern weltweit. Sein Stil: Die konstruktive Dekonstruktion. Er besprüht keine Oberflächen, er kratzt an ihnen. Mit Schlagbohrmaschinen meisselt er gigantische Reliefarbeiten in Hausfassaden, oftmals Porträts. Dieses Werk schuf er 2013 zusammen mit PixelPancho. Das Haus wurde mittlerweile abgerissen. Bildquelle: José Vicente.
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Bild 4 von 15. Lata 65. Im Projekt Lata 65 greifen Senioren und Seniorinnen zur Sprühdose. In zweitägigen Workshops lernen sie alles über das Graffiti Handwerk. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 15. Seniorin an der Sprühdose. Mariette Silva aus Lissabon vor ihrem ersten Werk. Sie hat an diesem Tag in einem Workshop das Graffiti 1x1 gelernt. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 15. Os Lusiades. So heisst dieses Kunstwerk von ARM collective. 'Os Lusiades', zu Deutsch 'die Lusiaden', ist die portugiesische Odyssee. Das Buch erzählt von den sagenhaften Entdeckungsfahrten der portugiesischen Seefahrer zur Zeit Vasco da Gamas. Bildquelle: José Vicente.
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Bild 7 von 15. Farbige Glascontainer. 2013 liess die Stadt Lissabon 90 Glascontainer und Mülltransporter gestalten. Bildquelle: José Vicente.
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Bild 8 von 15. Glascontainer. Die Stadt Lissabon fördert die Kunst im öffentlichen Raum. Bildquelle: José Vicente.
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Bild 9 von 15. Entstehungsprozess. Im Rahmen des Streetart Festivals 2016 entsteht dieses grosse Gemälde. Bildquelle: SRF.
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Bild 10 von 15. Modern Family. Das Wandgemälde ist fertig. Die Künstler ruhen sich vor ihrem neusten Werk aus. Bildquelle: SRF.
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Bild 11 von 15. Die Blume der Iris. ist mittlerweile verwelkt. Das Haus, fotografiert 2012, wurde inzwischen abgerissen. Bildquelle: José Vicente.
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Bild 12 von 15. VHILS. Der Künstler nutzt für seine Arbeiten eine Schlagbohrmaschine. Mit diesen meisselt er gigantische Reliefs in Fassaden. Bildquelle: José Vicente.
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Bild 13 von 15. Galeria de Arte Urbana. Das 2008 von der Stadtverwaltung initiierte Projekt hilft den Künstlern geeignete Wände zu finden. Bildquelle: José Vicente.
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Bild 14 von 15. Streetart Festival Lissabon. Eines der Werke, welches 2016 im Rahmen des Streetart Festivals im Quartier Carnide entstanden. Bildquelle: José Vicente.
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Bild 15 von 15. Farbe auftragen. Ein Künstler bemalt eine Wand in Lissabon. Bildquelle: SRF.
Ein neues Kulturgut
Lissabon ist berühmt für sein einzigartiges Kulturerbe: die Baudenkmäler der ehemals grössten Seefahrernation, die historischen gelben Trams oder die blauen Kacheln «Azulejos». Immer mehr Gäste reisen allerdings in die Stadt am Tejo, weil sie an einem neuen Kulturgut interessiert sind, welches das Stadtbild prägt: die Streetart.
Farbig ist die Stadt. Mauern, Skulpturen, aber auch Abfallcontainer oder Mülltransporter sind gestaltet. Nicht verunstaltet. Immer mehr Anbieter offerieren geführte Touren zu den attraktivsten Streetartwerken. Ob die Wirtschaftskrise die Portugiesen kreativ werden liess? Zumindest scheint Lissabon ein kreativer Nährboden zu sein. Angesagte international bekannte Künstler stammen von hier.
Lissabon fördert die Strassenkunst
Während andere Grossstädte eine Graffiti Nulltoleranz verfolgen, erkannte Lissabon das Talent der Künstler und das Potential der Streetart. «Sie bereichtert die urbane Landschaft und führt dazu, dass die Bewohner den öffentlichen Raum mehr geniessen.» Dies sagt Ines Machado, Sprecherin der «Galeria de Arte Urbana», einem städtischen Projekt, das Streetart seit 2008 aktiv fördert. 30‘000 Euro pro Jahr investiert Lissabon in die Kunst im öffentlichen Raum.
Seit diesem Jahr organisiert die «Galeria de Arte Urbana» auch mehrtägige Streetart Festivals in Aussenquartieren. Hier leben oft ärmere Menschen. Den monotonen Mehrfamilienhäusern hauchen angesagte Künstler neues Leben ein und die Lokalbevölkerung wird animiert, ihr Quartier aktiv und kreativ mitzugestalten.
Wenn Grosseltern Graffiti-Kurse besuchen
Ein Workshop sticht dabei besonders ins Auge. Er heisst «Lata 65» (Dose 65) und richtet sich speziell an Senioren. «Diese sehen die besprühten Hauswände und haben oft Verständnisfragen», sagt Kursleiterin Lara Rodrigues. Seit fünf Jahren bringt sie der älteren Generation im ganzen Land das 1x1 der Graffitis bei. Ihre Teilnehmer haben ein Durchschnittsalter von 72. 95% seien Frauen.
Am Schluss des zweitägigen Workshops greifen die Seniorinnen selbst zur Sprühdose und gestalten eine Quartierwand. Viele wollen nicht mehr aufhören zu sprühen. Zentral ist für Kursleiterin Rodrigues auch der soziologische Aspekt. «Kinder und Enkel erhalten ein ganz anderes Bild ihrer Grosseltern. Der Workshop gibt den betagten Menschen das Gefühl etwas mitgestalten zu können.»
Streetart fördert das Zusammenleben
Dem stimmen auch die Organisatoren des Festivals zu. Das gemeinsame Erlebnis fördere den Zusammenhalt in den oft multikulturellen Stadtvierteln, es stärke das Selbstvertrauen der Bewohner, und die Resultate machen diese stolz, dort zu leben.
Im besten Fall löse die Freiluftgalerie einen Domino-Effekt aus: die Aussenquartiere würden Touristen anlocken, es komme Leben in die Strassen und die Stadt Lissabon wachse so enger zusammen.