Tito: Volksheld und Diktator
Über mehrere Jahrhunderte hinweg kämpften verschiedene Grossmächte darum, den Balkan unter Kontrolle zu bringen. Die Balkanländer wurden zu Figuren auf einem geopolitischen Schachbrett. Die Region war zerrissen. Doch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verbreitete ein schillernder Partisanenführer Hoffnung auf Frieden: Josip Broz Tito. Der nach dem Krieg als Volksheld gefeierte Tito wurde 1953 Staatspräsident der Sozialistischen Föderation Jugoslawien. Unter ihm erlebte der Vielvölkerstaat ein Wirtschaftswunder. International genoss der sozialistische Staat hohes Prestige.
Trotzdem schaffte es auch Tito nicht, die Völker nachhaltig zu einen. Die jugoslawische Identität war ein Konstrukt Titos, nur möglich durch seine Ein-Parteien-Diktatur. Er kontrollierte das Land mit eiserner Faust. Andere Meinungen war nicht nur verboten, sondern wurden mit Verbannung in Arbeitslager und dem Tod bestraft. Als der Diktator 1980 starb, stand das Land vor einer ungewissen Zukunft.
Ein Land zerfällt
Nationalistische Stimmen in den Teilrepubliken wurden indes stetig lauter. Als 1990 die ersten freien Wahlen seit dem Zweiten Weltkrieg abgehalten wurden, stand der Zusammenbruch der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawiens kurz bevor. 1991 erklärten die beiden Teilrepubliken Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit. Dies war der Auftakt eines blutigen Kriegs, der geprägt war von grausamen Massakern, brutalen Morden und Vertreibungen. Jahrelang sahen die USA und Europa tatenlos zu.
Ein ganzes Jahrzehnt lang sollte der Krieg auf dem Balkan wüten. Ein Krieg, dessen Folgen verheerend waren. Vielerorts kämpfen die Menschen noch heute damit. Der Friede, der seit 2001 auf dem Westbalkan herrscht, bleibt fragil.
Historische Analyse
Die dreiteilige Dokumentationsreihe analysiert die Ursachen für den Zerfall der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Was führte zu den nationalistischen Konflikten, die ab 1991 in grausamen Kriegen gipfelten? Warum brach Titos Konstrukt des geeinten Jugoslawiens nach seinem Tod dermassen schnell auseinander?
Dabei kommen zahlreiche Zeitzeug:innen zu Wort und berichten von ihren Erlebnissen. Die historischen Ursachen wie auch die Folgen des Krieges werden mit Hilfe internationaler Historiker:innen analysiert. Die rund 50-minütigen Beiträge verdeutlichen: Auch in Europa ist Frieden nicht selbstverständlich.
Lehrplan-21 Bezug
Die Schülerinnen und Schüler ...
- RZG.2.1.b: … können aktuelle Bevölkerungsbewegungen erkennen, diese räumlich und zeitlich strukturieren sowie Gründe für Migration erklären.
- RZG.6.3.a: … können darlegen, warum das 20. Jahrhundert als Zeitalter der Extreme bezeichnet wird. (Weltkriege, Faschismus, Kommunismus, Holocaust, Kalter Krieg, Unabhängigkeitsbewegung, Globalisierung, Bürgerkrieg, Terrorismus)
- RZG.6.3.c: … können anhand vorgegebener Materialien Geschichten von Krieg betroffener Menschen aus den letzten 50 Jahren erzählen und diese in einen geschichtlichen Zusammenhang stellen.
Stufe: Sek I, Sek II
Fächer: Geschichte, Geografie
Stichwörter: UN, Nato, Flüchtlinge, Jugoslawienkriege, Kosovokrieg, Blauhelme, Nationalismus, Patriotismus, Faschismus, Kommunismus, Sozialismus, ethnische Säuberung, Völkermord, Kriegsverbrechen, Slobodan Milosevic, Kroatienkrieg, Bosnienkrieg, Radovan Karadzic, Den Haag, Ante Gotovina, Goli Otok, Ratko Mladić, Srebrenica
Produktion: Klaus Kastenholz, Veronika Mendler. «CineCentrum» / «ZDF Enterprises» 2019.
VOD: Bis 05.12.2024.