Spätestens seit 2015 taucht sie regelmässig in der Berichterstattung auf: die Balkan-Route. Viele Flüchtende versuchen auf diesem Weg Westeuropa zu erreichen. Dass darunter oft Minderjährige zu finden sind, darüber wird nur selten berichtet. Laut dem Staatssekretariat für Migration SEM wurden hierzulande allein im Jahr 2021 knapp 1'000 Asylgesuche von unbegleiteten Minderjährigen gestellt. Bis sie in der Schweiz ankommen, steht ihnen eine lange und gefährliche Reise bevor.
Mohammed, der jüngste Protagonist des Films, ist erst 14 Jahre alt und stammt aus Syrien. Wegen des Bürgerkrieges, der seit über 10 Jahren in seinem Heimatland tobt, muss sich seine Familie täglich vor Bomben- und Raketenangriffen fürchten. Nun sind Mohammed und sein Bruder auf dem Weg nach Europa, um in einem nächsten Schritt ihre Familie aus dem Kriegsgebiet herauszuholen. Auch die anderen Jugendlichen aus dem Beitrag stammen aus Ländern, in denen Konflikte herrschen oder geherrscht haben, wie zum Beispiel Irak, Sudan oder Afghanistan.
Fluchtroute über den Balkan
In den Balkanländern angekommen, befinden sich die Jugendlichen noch längst nicht am Ziel. Sie träumen von einem Leben in Westeuropa. Doch der Weg dorthin ist riskant. Das «Game» ist ein bitter-ironischer Ausdruck für die gefährlichen Grenzübertritte auf der Balkanroute. Der 17-jährige Iraner Mo nennt im Beitrag die unterschiedlichen «Spielweisen»: angeklammert an Zugwagons oder Lastwagen, versteckt in Containern oder zu Fuss über jegliches Gelände. Ein «Spiel», das durchaus tödlich enden kann.
Auf der Reise müssen sie zwangsläufig verschiedene Grenzübergänge überqueren – die gefährlichste Aufgabe des «Spiels». Viele Jugendliche berichten von Gewaltanwendung von Seiten der Grenzwache. Aus ihren Erzählungen geht hervor, wie sie von der Grenzpolizei verfolgt, teilweise brutal niedergeschlagen und zurück ins vorige Land gebracht werden. Einige haben Glück und schaffen es unentdeckt über die Grenze, andere bleiben auch nach dem zwanzigsten Versuch erfolglos.
Die 55-minütige Dokumentation «Shadow Game» beeindruckt mit starken Bildern. Neben professionellen Filmaufnahmen zeigen selbst gedrehte Handyvideos das Leben der Jugendlichen auf der Flucht. Sie berichten aus einer Schattenwelt Europas, die sonst kaum Beachtung findet. Dabei erzählen die Flüchtenden von Rückschlägen, Wiedersehen und Erfolgserlebnissen. Ein bewegendes Zeitdokument, das deutlich macht: Kinder und Jugendliche dieser Welt geniessen nicht überall die gleichen Privilegien.
Unterrichtsmaterial
Lehrplan-21 Bezug
Die Schülerinnen und Schüler ...
- RZG.2.1.b: … können aktuelle Bevölkerungsbewegungen erkennen, diese räumlich und zeitlich strukturieren sowie Gründe für Migration erklären.
- RZG.2.1.c: … können diskutieren, welche Auswirkungen Migration auf die betroffenen Personen und die Aufnahmegesellschaft hat.
- ERG.2.2.d: … können im alltäglichen Handeln oder gesellschaftlichen Umfeld Benachteiligungen und Diskriminierungen erkennen und entsprechende Regeln diskutieren (z.B. Chancen, Zutritt, Ausschluss, Sprachgebrauch).
Stufe: Sek I, Sek II
Fächer: Gesellschaft, Gemeinschaft, Ethik, Geografie
Stichwörter: Pushback, Flucht, Migration, Flüchtling, Genfer Flüchtlingskonvention, Geflüchtete, Griechenland, Serbien, Kroatien, Nordmazedonien, Flüchtlingslager, Schlepper, Europäische Union, Balkan, Asyl, Flüchtlingskinder.
Produktion: Eefje Blankevoort, Els van Driel. «Witfilm» / «KRO-NCRV» 2021.
VOD: Bis 07.12.2024.