Wenn die Kinder den Sunneschiin-Zimetschtern-Liedern entwachsen und statt Kinderliedermacher Andrew Bond plötzlich die Stars aus der Hitparade in ihren Playlists auftauchen, dann werden Eltern hellhörig. Statt Weihnachtsguetzli werden auf einmal Alkohol und Drogen besungen oder Anspielungen auf Sex und Gewalt gemacht.
Über problematische Liedtexte in ihrer Lieblingsmusik erzählt auch die zehnjährige Sofia. Sie hört zum Beispiel Rap: «Mich fasziniert, dass die Rapper so schnell reden können, die können ja kaum Luft holen.» Dass sie eine 15- und eine 18-jährige Schwester hat, trägt sicher dazu bei. Im Zimmer der älteren Schwestern oder im Radio entdeckt sie jeweils neue Musik. Was in den Liedern genau gesagt wird, versteht sie nicht immer.
Eine Frage der Interpretation?
Und damit ist sie nicht alleine. Kinder- und Jugendpsychologin Monika Kast sagt dazu: «Viele Kinder interpretieren auch Begriffe nicht als schlimm, die für Erwachsene schockierend sind, wie zum Beispiel ‹Bitch›». Dass Eltern dennoch keine Freude haben, wenn ihre Kinder solche Ausdrücke in ihre Alltagssprache übernehmen, leuchtet ein. Doch was ist die Lösung?
Kindersicherung bei Spotify und Co.
Hören die Kinder die Musik bei einem Musikstreamingdienst, können die Eltern eine Kindersicherung einstellen. Bei Spotify zum Beispiel kann man bei den «Einstellungen» den Menüpunkt «Unangemessene Inhalte erlauben» ausschalten. Dann werden Lieder, die mit einem «E» für «Explicit Content» markiert sind, nicht abgespielt.
Gemeint sind damit Inhalte, die nicht geeignet sind für Kinder und Jugendliche. Dazu gehören beispielsweise Liedtexte, in denen es um Drogen, Gewalt oder sexuelle Handlungen geht oder die Schimpfwörter enthalten.
Wenn man mit Vorurteilen ins Gespräch geht, werden die Kinder eher mit Widerstand reagieren. Wenn man aber offen und interessiert ist und sich auch mal von den Kindern belehren lässt, ist das eine gute Grundvoraussetzung.
Der Haken: Spotify verlässt sich hierbei auf die Angaben der Rechteinhaber. Das heisst, die Plattenlabels markieren ihre Inhalte selbst. Und es besteht ein Interpretationsspielraum. Zwar können Nutzerinnen und Nutzer dem Streamingdienst anstössige Inhalte melden, das geht aber nur etwas umständlich über die Desktop-App oder per E-Mail.
Verbote als Anreiz
Ausserdem können Verbote auch als Anreiz wirken oder gar zum gegensätzlichen Verhalten führen, wie Monika Kast sagt. Die Psychologin plädiert dafür, dass Erwachsene mit ihren Kindern offen besprechen, warum sie gewisse Texte problematisch finden und welche Risiken sie dabei sehen. Am besten solle man Interesse zeigen, zusammen das entsprechende Lied anhören und dann darüber reden.
«Wenn man mit Vorurteilen und von Anfang an verächtlich ins Gespräch geht, werden die Kinder eher mit Widerstand reagieren. Wenn man aber offen und interessiert ist und sich auch mal von den Kindern belehren lässt, ist das eine gute Grundvoraussetzung.»
Zwar gibt es danach keine Garantie, dass die Kinder die entsprechende Musik freiwillig nicht mehr anhören, aber zumindest singen sie nicht einfach ahnungslos mit.