Als Larissa ihren Ehemann Rico kennenlernte, machte er ihr von Anfang an klar, dass die Lamas ein fester Bestandteil seines Lebens sind. Für Larissa bedeutete dies, dass sie sich mit den Tieren anfreunden musste. Über Lamas wusste sie wenig. Anfangs war sie schockiert, wie gross diese Tiere tatsächlich sind. «Ich traute mich nicht so schnell in ihre Nähe», gesteht Larissa.
Es dauerte zwei bis drei Jahre, bis sie sich mit den 50 Lamas wirklich wohlfühlte. Obwohl Lamas eine beeindruckende Ruhe ausstrahlen, sind sie flink und grundsätzlich Fluchttiere, keine Kuscheltiere. «Man muss den Lamas zeigen, wer der Chef ist», betont Larissa. Insbesondere den Trekking-Lamas.
Auf dem Hof werden nicht nur Lamawolle und -fleisch verkauft, es werden auch Trekkingtouren mit den Lamas angeboten.
Die Ruhe der Lamas
Untereinander entwickeln die Lamas Kollegschaften. «Sie summen ganz leise, wenn man zwei Freunde trennt. Und sie begrüssen einander beim Wiedersehen», erklärt Larissa. Die Landfrauenküche-Teilnehmerin besucht den Stall öfter, um von der ruhigen Energie der Tiere zu profitieren. «Sie sind die besten Psychiater – ich verlasse den Stall nach nur fünf Minuten als ein neuer Mensch», sagt Larissa. Tatsächlich werden Lamas auch in Therapien eingesetzt.
Mittlerweile hat Larissa keine Angst mehr vor ihren 50 Lamas. «Meine Tochter ist mit zwei Jahren zwischen den Beinen der Lamas herumgerannt, und es ist nie etwas passiert – sie haben sie ignoriert oder sind langsam weggelaufen», erzählt sie. Die Hofbetreiberin betont, dass es nicht viele Unterschiede zwischen ihrem Hund und den Lamas gibt: Sie lösen ähnliche Gefühle beim Menschen aus.
Keine richtigen Bauern
Als Larissas Schwiegervater den Betrieb auf Lamas umstellte, stiess dies nicht bei allen auf Begeisterung. Das aus Südamerika stammende Tier wirkte auf den Schweizer Weiden fremdartig. Viele waren der Meinung, dass Lamas keinen Nutzen hätten, erläutert Larissas Ehemann Rico. Sogar aus ihrem Umfeld hörten sie von Leuten, die behaupteten, dass sie keine «richtigen» Bauern seien. «Wir merken schon, dass wir nicht gleich respektiert werden wie Bauern mit Kühen», fügt Rico hinzu.
Auf dem Arvenhof in Serneus wird das gesamte Lama verarbeitet. Die Hengste werden entweder kastriert oder für Trekkingausflüge trainiert. Die Stuten würden geschlachtet, wenn sie sich nicht für die Zucht eignen. Zudem verarbeiten sie die Wolle und verkaufen das Fleisch. «Es ist für uns eine Ehre, das Tier zu essen», erklärt Rico. Larissa kommuniziert dies auch deutlich gegenüber ihren Kindern: «Sie wissen, welches Lama auf dem Tisch landet, und wir erzählen uns lustige Geschichten und Erinnerungen vom Tier während der Mahlzeit.»
Ein gesundes Fleisch
Vor allem die Nährwerte des Lamafleischs finden Rico und Larissa interessant: Es ist fettarm und enthält viele Proteine, zudem hat es einen geringen Cholesteringehalt.
In Bolivien konsumiert man pro Kopf etwa ein Kilo Lamafleisch pro Jahr, in der Schweiz ist es noch eine Delikatesse. Larissa versucht das schrittweise zu ändern – sie besucht Wochenmärkte, lokale Detailhändler und war bereits mit Gourmetrestaurants in Kontakt, um Lamafleisch bekannter zu machen.
Das Fleisch beschreibt sie als «zart wie Kalb, aber dunkel wie Wild». In der Landfrauenküche bereitet sie ein Lama-Entrecôte mit Kräuterbutter, Bratkartoffeln und Krautstielgemüse zu. Wie ihre Kritiker wohl darauf reagieren?