Wer die nachfolgenden TV-Sendungen alle im Original gesehen hat, sitzt womöglich seit 1968 vor dem Fernseher. Für alle anderen: So sah Medienunterhaltung aus, bevor die Algorithmen von TikTok und Co. ihren Nutzerinnen im Sekundentakt neue Videos unterjubelte. Erfolgreiche Sendungen gingen nicht «viral», sondern waren «Strassenfeger». Die Familie versammelte sich zu Hause geschlossen vor einem – und nur einem – Gerät.
«Samschtig-Jass» (seit 1968)
Am 21. Januar 1968 jassen erstmals vier Herren live und in Schwarz-Weiss im Fernsehen. «Stöck – Wys – Stich» heisst die Sendung, die der junge Fernsehjournalist Kurt Felix erfunden hat und auch gleich selbst moderiert. Das erste Kartenset für 3.60 Franken bezahlt er aus der eigenen Tasche, wie sich seine Frau Paola Felix 2022 erinnerte. Eine Investition, die sich lohnt: Die neue «nationalsportliche Unterhaltungssendung» wird an diesem Sonntagnachmittag laut Felix’ eigenen Angaben zum Strassenfeger. Heute heisst sie «Samschtig-Jass» und läuft seit mittlerweile 55 Jahren bei SRF.
«Teleboy» (1974-1981)
Fernsehballett, Live-Band, Quizfragen und Scherze mit der versteckten Kamera: Entertainer Kurt Felix packt in seine Show alles, was in den 1970ern die Leute vor ein TV-Gerät locken könnte. Auch ein überdimensioniertes Schaukelmännlein mit verzerrter Helium-Stimme: den Teleboy. Das Publikum liebt diese Mischung. «Teleboy» gilt als eine der erfolgreichsten Unterhaltungssendungen des Schweizer Fernsehens. Und einige Scherze mit der versteckten Kamera sind heute legendär: «Söll emal cho!»
«Supertreffer» (1987 – 1991)
«Das Beste an der Sendung war der Hund!», zitiert der «Blick» nach der ersten Ausgabe einen enttäuschten Zuschauer. Anfangs hagelt es Kritik. Doch Kurt Felix landet auch mit seiner neuen Samstagabendshow einen Supertreffer. Bereits bei der ersten Ausgabe am 21. März 1987 schauen 1,77 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer zu. An Felix’ Seite steht nun Hündin Sheriff. Sie bewacht den Hauptgewinn der Lotterieshow, eine Million Franken in Gold. Ein Supertreffer sind auch die Weltrekordversuche – wenn sie denn gelingen.
«Benissimo» (1992 – 2012 und 2022)
Mit 50 Jahren lässt sich Kurt Felix als TV-Moderator frühpensionieren und macht Beni Thurnheer und dessen «Benissimo» am Samstagabend Platz. Auch Hündin Sheriff geht in Pension, dem Moderator steht Glücksfee Tanja zur Seite. Zwanzig Jahre lang darf Thurnheer in allen Landessprachen mit Losgewinnerinnen telefonieren und jeweils eine Million Franken vergeben. Mit dabei sind auch Stars wie Robbie Williams und die multifunktionale Showtruppe «Friends». Zehn Jahre nach der letzten Sendung kramt man Dekor, Kugeln und Moderator wieder raus und feiert ein erfolgreiches Comeback.
«Takito» mit Sandra Studer (1996 – 1998)
Nicht allen Shows sind lange Laufzeiten oder gar ein Comeback vergönnt, auch wenn viel Unterhaltungspotenzial drin steckt. Bei der Musiksendung «Takito» mit Sandra Studer bietet sich den prominenten Gästen gleich mehrfach die Chance, sich zu blamieren. Einerseits als Sänger, andererseits mit eher speziellen Aufgabenstellungen. So darf Meteorologe Thomas Bucheli die Wetterprognose im Tutu moderieren. Nach zwei Jahren wird die Sendung abgesetzt. Sendung und Wetter damals: Schnee von gestern. Buchelis Auftritt als Ballerina: unvergesslich.