Die Schwestern Natascha und Maruschka Monney gelten als Nachwuchstalente der Schweizer Jodelszene. Wie geht es ihnen als junge Frauen in einer Szene, die doch als sehr traditionell gilt? Wieso wir in einer Blase leben, der Nachwuchs zu weiblich ist und warum man eine dicke Haut braucht, erzählen die beiden im Gespräch.
SRF: Wieso macht man als junge Person Volksmusik? Es gibt sicher Genres, die als «cooler» angesehen werden?
Natascha Monney: Ich könnte mich nicht daran erinnern, dass wir uns bewusst entschieden haben, Volksmusik zu machen.
Maruschka Monney: Das ist oft etwas Familiäres, auch bei uns. Mit der Zeit ist man fest in der Jodelszene verankert und man kann sich gar nicht mehr vorstellen, da nicht mehr dabei zu sein.
Ist Volksmusik heile Welt?
Natascha: Manchmal ist es wirklich so, dass Volksmusik heile Welt ist. Aber wir haben ja auch so viel Glück. Nur schon, was die politische Situation in der Schweiz betrifft, wenn man vergleicht, wie es anderswo aussieht. Allgemein, wir leben in einer Blase. Klar ist nicht alles perfekt und es geht längst nicht allen gut. Aber wir haben verdammtes Glück, hier zu leben, mit diesem Lebensstandard. Darum trifft es die Grundstimmung heile Welt ziemlich gut.
Es gibt jetzt reine Frauenklubs, wie zum Beispiel das ‹Echo vom Eierstock› und das finde ich grossartig.
Wie ist es, als junge Frau in der Volksmusik tätig zu sein?
Maruschka: Vielleicht muss man sich eine dicke Haut zulegen. Aber ich habe meine Erstausbildung als Landschaftsgärtnerin gemacht und da musste ich mir einiges anhören. Das ist mir in der Jodelszene nie passiert. Aber man hört vor allem Sprüche wie: «Ach, wenn ich doch nur 30 Jahre jünger wäre …» etc.
Natascha: Unsere Mutter war immer im selben Jodelklub wie wir. Da hat sich keiner getraut, etwas zu sagen. Wir geben aber auch retour und sagen direkt, wenn es zu weit geht. Nicht alle können oder dürfen das. Dann kann es schon manchmal unangenehm sein.
Maruschka: Ein anderes Thema: Viele Jodelklubs sagen: «Nur drei Frauen pro Klub, mehr nicht. Und Frauenklubs, das ist sowieso etwas Komisches.» Das habe ich schon gehört. Aber auch das wandelt sich. Es gibt jetzt reine Frauenklubs, wie zum Beispiel das «Echo vom Eierstock» und das finde ich grossartig. Das tut der Jodelszene gut.
Und wie viele Männer sind in einem Klub?
Maruschka: etwa 20 bis 25 Männer.
Natascha: Es gibt auch reine Männerchöre. Da sind Frauen sowieso kein Thema. Und dann ist es so, wie es bei uns lange war: Die Frauen machen die Solostimme. Klar, du hast nicht zehn Solistinnen in einem Chor. Aber die Frage ist doch: Wieso soll eine Frau nicht begleitsingen? Ich habe das auch in unserem Klub thematisiert. Das Ding ist ja auch: Immer mehr Chöre sterben aus, weil niemand mehr nachkommt.
Volksmusik wandelt sich, und was sich wandelt, das lebt.
Also gibt es zu wenig Nachwuchs?
Natascha: Nein, im Gegenteil. Aber die Kinder- und Jugendchöre bestehen mehrheitlich aus Mädchen. Das geht nicht auf. Auf der einen Seite stehen die Männerchöre, die Nachwuchs wollen und auf der anderen Seite ist der Nachwuchs, der aber halt sehr weiblich ist. Dort muss ein Umdenken stattfinden.
Was müsste sich sonst noch ändern?
Maruschka: Mehr Offenheit. Wir alle teilen ja die Leidenschaft am Singen. Egal, welches Geschlecht oder welche Nationalität. Es gibt viele offene Vereine. Trotzdem: Keine Angst haben vor Neuem. Das Alte bewahren, aber offen sein für Neues. Schliesslich wandelten sich auch in der Vergangenheit Volkslieder über die Jahrzehnte oder Jahrhunderte. Warum sollten sie jetzt erstarren?
Natascha: Volksmusik wandelt sich, und was sich wandelt, das lebt.
Das Gespräch führte Sina Alpiger.