Ab 6000 Meter Höhe beginnt die «lebensfeindliche Zone», ab 7500 die «Todeszone». Ab etwa 8000 Meter befindet sich das menschliche Gehirn in akutem Sauerstoffmangel, hat Mühe mit Informationsverarbeitung. Kein Wunder, verurteilte die Medizin vor 42 Jahren Reinhold Messners Plan zum Scheitern.
Erst mit Habeler, dann solo
Der Südtiroler Bergsteigpionier hatte sich 1978 in den Kopf gesetzt, zusammen mit dem Österreicher Peter Habeler den 8848 Meter hohen Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff zu bezwingen. Nachdem das Duo das Unmögliche tatsächlich geschafft hatte, gab es für Messner nur noch eine Steigerung: den höchsten Berg der Welt ohne Sauerstoff im Solo-Aufstieg zu bezwingen.
Natürlich könnte ich noch auf den Everest steigen. Aber das wäre mir dann peinlich.
Am 20. August 1980 bot er der Natur auch in dieser Hinsicht erfolgreich die Stirn. Auch das Abrutschen in eine Gletscherspalte konnte ihn nicht bremsen. Auf dem Gipfel dann die Erleichterung? Von wegen! «Unendliche Müdigkeit» hätte ihn geplagt. Der Kampf um jeden Atemzug, dazu die Sorge vor einem Monsun und Nebel.
Als «Tourist» auf den Everest
Bis 1986 hatte Messner alle 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen. Seine Popularität trug jedoch auch dazu bei, dass sich der Aufstieg zum «Dach der Welt» für immer veränderte. Mittlerweile sind rund ein Drittel aller Everest-Besteigungen kommerziell, betuchte «Touristen» lassen sich im Himalaja regelrecht zum Gipfel ziehen.
«Natürlich könnte ich noch auf den Everest steigen – auf der Piste, die inzwischen präpariert wird, mit Sauerstoffgerät und Ärzten, die mich betreuen. Aber das wäre mir dann peinlich», meinte der heute 76-jährige Messner noch vor 3 Jahren.
Kobusch und die allerletzte Steigerung
Bis heute liegt die Zahl der Everest-Besteigungen ohne Flaschensauerstoff im tiefen dreistelligen Bereich. Die notwendige Anpassung des Körpers ist enorm. Einerseits ist die Akklimatisierung elementar, doch auch die körperlichen Voraussetzungen spielen eine grosse Rolle: Die Konzentration der roten Blutkörperchen ist entscheidend.
Neue Herausforderungen gibt es auch 40 Jahre nach Messners Pionierstück noch: Jost Kobusch versuchte Anfang Jahr, als Erster im Winter ohne Sauerstoff auf den Everest zu gelangen. Er musste den Versuch abbrechen.