Im Dezember 2014 wurde der Stein rund um den russischen Dopingskandal ins Rollen gebracht. 5 Jahre später wird Russland (erneut) von sportlichen Grossereignissen ausgeschlossen – dieses Mal für eine lange Zeit. Eine Chronologie.
Dezember 2014: Der deutsche Fernsehsender ARD liefert erste Belege für staatlich unterstütztes Doping in Russland. Kronzeugen sind die Leichtathletin Julia Stepanowa und ihr Mann Witali, der bei der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada arbeitet. Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada setzt daraufhin eine unabhängige Untersuchungskommission ein.
November 2015: Diese Kommission attestiert Russland in ihrem Bericht ein systematisches und von staatlichen Stellen gedecktes Dopingsystem. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF suspendiert den russischen Verband vorläufig, die russische Anti-Doping-Agentur Rusada wird aus der Wada ausgeschlossen.
Juni 2016: Die IAAF bestätigt in Wien die Suspendierung des russischen Verbandes und besiegelt damit praktisch das Aus der russischen Leichtathletik für die Olympischen Spiele in Rio.
Juli 2016: Sonderermittler Richard McLaren stellt den ersten Teil seines Berichts vor. In Russland habe es von «mindestens Ende 2011 bis August 2015» Staatsdoping gegeben.
Juli 2016: Das IOC verzichtet auf einen Komplett-Ausschluss des russischen Olympia-Teams. Die jeweiligen Welt-Verbände müssen über einen Ausschluss entscheiden.
Dezember 2016: McLaren stellt seinen Abschlussbericht vor, in dem er die Vorwürfe gegen Russland erhärtet. Demnach haben zwischen 2011 und 2015 mehr als 1000 russische Athleten in 30 Sportarten von einem staatlich gelenkten Dopingsystem profitiert.
Juni/Juli 2017: Die Rusada erhält eine Teilzulassung der Wada und darf damit unter gewissen Voraussetzungen wieder Dopingtests durchführen. Der russische Leichtathletik-Verband bleibt aber gesperrt, die WM in London findet ohne russisches Team statt.
Dezember 2017: Das IOC schliesst Russland von den Winterspielen in Pyeongchang aus. Russische Athleten dürfen allerdings als OAR (Olympic Athletes from Russia) starten. Wenige Tage nach den Olympischen Spielen wird die Sanktion ohne weitere Bedingungen wieder aufgehoben.
September 2018: Die Wada nimmt die Rusada wieder auf. Eine Voraussetzung: Russland muss bis Ende des Jahres die Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor übergeben. Damit soll das Ausmass des Skandals belegt und Sanktionen gegen einzelne Sportler möglich werden.
Dezember 2018: Die IAAF bleibt hart und verlängert trotz der Wada-Entscheidung die Suspendierung der Rusaf erneut.
Juli 2019: Die Wada gibt bekannt, aus den Labordaten 298 besonders verdächtige Athleten identifiziert zu haben. Erste «Beweispakete» werden an die internationalen Verbände geliefert, es gibt erste Sperren.
September 2019: Die Wada eröffnet erneut ein Verfahren gegend die Rusada. Es sollen massiv Daten aus dem Kontrolllabor manipuliert oder gelöscht worden sein. Am gleichen Tag verlängert die IAAF die Sperre Russlands erneut. Bei der Leichtathletik-WM in Doha gibt es wieder kein russisches Team.
November 2019: Die zuständige Wada-Prüfkommission schlägt vor, die Rusada erneut zu suspendieren. Die Prüfkommission will das Land für 4 Jahre sperren.
Dezember 2019: Die Wada folgt dem Vorschlag an die Prüfkommission und schliesst Russland für 4 Jahre von Grossereignissen wie Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften aus. Russland kündigt an, vor dem Internationalen Sportgerichtshof TAS Einspruch gegen das Urteil einzulegen.
Sendebezug: Radio SRF 1, Abendbulletin, 3.12.2019, 18:45 Uhr