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Jahrestag der Ukraine-Invasion Der Krieg hat die ukrainische Sportwelt umgepflügt

Gefallene Athleten, Exil, zerstörte Infrastruktur: Auch der Sport ist vom Krieg stark getroffen worden.

Wolodimir Androschtschuk galt als einer der hoffnungsvollsten ukrainischen Leichtathleten. Der Zehnkämpfer trainierte für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris, als Russland am 24. Februar 2022 die Ukraine angriff.

Als Mitglied des Nationalteams wäre Androschtschuk vom Militärdienst befreit gewesen, doch der 21-Jährige meldete sich freiwillig. Ende Januar fiel er in den Kämpfen um Bachmut, nur Wochen nach seinem 22. Geburtstag.

Neben Androschtschuk haben nach ukrainischen Angaben mindestens 220 Spitzensportlerinnen, Sportler und Coaches den höchsten Preis für die Verteidigung ihres Landes bezahlt – die Mehrheit als Mitglied der Streitkräfte, einige als zivile Opfer durch russischen Beschuss. Auch wenn die Zahl nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden kann, ist klar, dass die Verluste auch im ukrainischen Sport hoch sind.

Momente des Stolzes

Die ukrainische Führung zieht es allerdings vor, wenn ihre sportlichen Aushängeschilder ihrem Beruf weiter nachgehen. Zum einen, um durch Erfolge bei der Bevölkerung für Momente des Stolzes zu sorgen. Wie dies Hochspringerin Jaroslawa Mahutschich mit ihren Titeln an der Indoor-WM und der EM 2022 getan hat, nachdem sie unter abenteuerlichen Umständen aus dem Kampfgebiet geflohen war.

Zum andern, um die Sportbühne für die ukrainische Sache zu nutzen und die Augen der Weltöffentlichkeit auf die Kriegssituation zu lenken. So posierte Schwergewichts-Boxer Oleksander Usyk vor seinem Kampf gegen den Briten Anthony Joshua in einem blau-gelben Shirt mit der Aufschrift «Colors of Freedom» (Farben der Freiheit) und sang ein patriotisches ukrainisches Volkslied.

Video
Usyk singt beim Face-Off das Volkslied: «Oi u luzi chervona kalyna»
Aus Sport-Clip vom 18.08.2022.
abspielen. Laufzeit 36 Sekunden.

Psychische Belastung

Dass die Spitzensportler im Exil ein sichereres Leben als die Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer in der Heimat führen, darf nicht über die weiter bestehende Angst um Angehörige, die monatelange Trennung von Freunden und die Ungewissheit über ihre eigene Zukunft hinwegtäuschen.

Die psychische Belastung ist hoch, wie das Beispiel des Handball-Meisters Motor Saporischschja zeigt, der Gastrecht in der 2. deutschen Bundesliga erhielt. Es sei in dieser Situation «nicht einfach, jeden Moment und jeden Tag die Konzentration zu behalten», sagte Coach Gintaras Savukynas jüngst der Nachrichtenagentur DPA.

Eine Rückkehr in die Ukraine unter professionellen Trainingsbedingungen ist in vielen Fällen nicht möglich, da bei den russischen Bombardements auch die Infrastruktur stark zerstört wurde. Sportminister Wadym Hutzajt sprach von landesweit über 340 zerstörten oder beschädigten Sporteinrichtungen. Offenbar greift die russische Armee Turn- und Sporthallen an, weil sie vermutet, dass dort ukrainisches Kriegsgerät gelagert wird.

Empörung über Bach-Vorschlag

Dass in der ukrainischen Sportwelt keinerlei Verständnis herrscht für den Vorstoss von IOC-Präsident Thomas Bach, den Bann gegen Russland und Belarus aufzuheben, versteht sich von selbst. Warum sollen russische Athleten zu Olympia reisen dürfen, während Zehnkampf-Talent Wolodimir Androschtschuk das nie wird tun können, fragen sie.

Video
Frage nach Rückkehr Russlands erhitzt die Gemüter
Aus Sport-Clip vom 19.02.2023.
abspielen. Laufzeit 7 Minuten.

SRF zwei, sportpanorama, 19.02.2023, 18:00 Uhr ; 

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