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Bild 1 von 6. Wolodimir Androschtschuk (22 †). Ein Freund betrauert den Tod des Zehnkämpfers, der in den Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut fiel. Bildquelle: Reuters/Valentyn Ogirenko.
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Bild 2 von 6. Jewhen Malyschew (19 †). Der junge Biathlet meldete sich freiwillig zum Militärdienst und fiel bereits in den ersten Kriegstagen. Ein ukrainischer Vertreter erinnerte an den Paralympics 2022 an das Talent. Bildquelle: Imago/Kyodo News.
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Bild 3 von 6. Dmytro Pidrutschnyj. Der Biathlet musste im Frühling 2022 seine Sport- in eine Kriegswaffe umtauschen, als er eingezogen wurde. In diesem Winter kehre er mit Verspätung in den Weltcup zurück - und verblüffte an der WM in Oberhof mit zwei Top-10-Plätzen. Bildquelle: Imago/Bildbryan.
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Bild 4 von 6. Oleksandr Usyk. Der Boxer errang mit seinem Sieg über Anthony Joshua 2021 die Schwergewichts-WM-Titel nach WBO, WBA, IBF und IBO. Im Februar 2022 meldete er sich freiwillig zur ukrainischen Territorialverteidigung. Einige Wochen später reiste er allerdings wieder aus, um sich auf das (siegreiche) Rematch gegen Joshua vorzubereiten. Bildquelle: Reuters/Andrew Couldridge.
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Bild 5 von 6. Sergej Stachowski. Der ehemalige Tennisspieler, der 2013 in Wimbledon gegen Roger Federer einen Sensationssieg gelandet hatte, meldete sich freiwillig zur Armee. Nach eigenen Angaben kämpft Stachowski (hier abgebildet bei einer Wimbledon-Partie 2017) derzeit in der Region Bachmut in einer Granatwerfer-Einheit. Bildquelle: Imago/East News.
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Bild 6 von 6. Igor Belanow. 1986 gewann der begnadete Stürmer im Alter von 26 Jahren den Ballon d'Or als Europas Fussballer des Jahres. Anfang der 2000er-Jahre wurde Bjelanow kurzzeitig Mehrheitsaktionär des FC Wil (hier im Bild). Inzwischen über 60 Jahre alt, meldete er sich 2022 freiwillig zum Militärdienst. Bildquelle: key/Eddy Risch.
Wolodimir Androschtschuk galt als einer der hoffnungsvollsten ukrainischen Leichtathleten. Der Zehnkämpfer trainierte für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris, als Russland am 24. Februar 2022 die Ukraine angriff.
Als Mitglied des Nationalteams wäre Androschtschuk vom Militärdienst befreit gewesen, doch der 21-Jährige meldete sich freiwillig. Ende Januar fiel er in den Kämpfen um Bachmut, nur Wochen nach seinem 22. Geburtstag.
Neben Androschtschuk haben nach ukrainischen Angaben mindestens 220 Spitzensportlerinnen, Sportler und Coaches den höchsten Preis für die Verteidigung ihres Landes bezahlt – die Mehrheit als Mitglied der Streitkräfte, einige als zivile Opfer durch russischen Beschuss. Auch wenn die Zahl nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden kann, ist klar, dass die Verluste auch im ukrainischen Sport hoch sind.
Momente des Stolzes
Die ukrainische Führung zieht es allerdings vor, wenn ihre sportlichen Aushängeschilder ihrem Beruf weiter nachgehen. Zum einen, um durch Erfolge bei der Bevölkerung für Momente des Stolzes zu sorgen. Wie dies Hochspringerin Jaroslawa Mahutschich mit ihren Titeln an der Indoor-WM und der EM 2022 getan hat, nachdem sie unter abenteuerlichen Umständen aus dem Kampfgebiet geflohen war.
Zum andern, um die Sportbühne für die ukrainische Sache zu nutzen und die Augen der Weltöffentlichkeit auf die Kriegssituation zu lenken. So posierte Schwergewichts-Boxer Oleksander Usyk vor seinem Kampf gegen den Briten Anthony Joshua in einem blau-gelben Shirt mit der Aufschrift «Colors of Freedom» (Farben der Freiheit) und sang ein patriotisches ukrainisches Volkslied.
Psychische Belastung
Dass die Spitzensportler im Exil ein sichereres Leben als die Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer in der Heimat führen, darf nicht über die weiter bestehende Angst um Angehörige, die monatelange Trennung von Freunden und die Ungewissheit über ihre eigene Zukunft hinwegtäuschen.
Die psychische Belastung ist hoch, wie das Beispiel des Handball-Meisters Motor Saporischschja zeigt, der Gastrecht in der 2. deutschen Bundesliga erhielt. Es sei in dieser Situation «nicht einfach, jeden Moment und jeden Tag die Konzentration zu behalten», sagte Coach Gintaras Savukynas jüngst der Nachrichtenagentur DPA.
Eine Rückkehr in die Ukraine unter professionellen Trainingsbedingungen ist in vielen Fällen nicht möglich, da bei den russischen Bombardements auch die Infrastruktur stark zerstört wurde. Sportminister Wadym Hutzajt sprach von landesweit über 340 zerstörten oder beschädigten Sporteinrichtungen. Offenbar greift die russische Armee Turn- und Sporthallen an, weil sie vermutet, dass dort ukrainisches Kriegsgerät gelagert wird.
Empörung über Bach-Vorschlag
Dass in der ukrainischen Sportwelt keinerlei Verständnis herrscht für den Vorstoss von IOC-Präsident Thomas Bach, den Bann gegen Russland und Belarus aufzuheben, versteht sich von selbst. Warum sollen russische Athleten zu Olympia reisen dürfen, während Zehnkampf-Talent Wolodimir Androschtschuk das nie wird tun können, fragen sie.