Mit China als Austragungsort olympischer Skirennen wird Beat Feuz wohl nie ganz warm werden. Und doch dürfte dem Schangnauer «The Rock», wie die Olympia-Abfahrtsstrecke in Yanqing benannt wurde, auf ewig in schönster Erinnerung bleiben. Es ist der Ort, an dem der 34-Jährige am 7. Februar 2022 seine herausragende Karriere mit dem grossen Triumph in der Abfahrt vergolden konnte.
Letzte Lücke geschlossen
Bereits 2018 in Pyeongchang – auch nicht gerade Feuz' Lieblingsdestination für Skirennen – konnte der «Kugelblitz» olympisches Edelmetall entgegennehmen. Silber im Super-G, Bronze in der Abfahrt. Obschon bereits diese beiden Medaillen aller Ehren wert sind, musste der Emmentaler vier weitere Jahre warten, um seine hochdekorierte Laufbahn endgültig zu krönen. Der Olympiasieg in der «Königsdisziplin» ist das letzte Puzzleteil, das Feuz noch gefehlt hatte.
Die Erfolgsgeschichte begann 2011 mit seinem allerersten Weltcup-Sieg in Kvitfjell. In der darauffolgenden Saison triumphierte Feuz erstmals beim Klassiker am Lauberhorn und lieferte sich später mit Marcel Hirscher ein packendes Duell um den Gesamtweltcup, das der Österreicher für sich entschied.
Verletzungen, Durststrecke, Rückkehr an Weltspitze
Ein Jahr später sah sich der Schweizer jedoch mit der Schattenseite des Profisports konfrontiert. Verschiedene Verletzungen am linken Knie brachten Feuz an den Rand eines vorzeitigen Karriereendes, im Winter 2012/13 bestritt er kein einziges Weltcup-Rennen. Doch Feuz entschied sich – trotz weiterer gesundheitlicher Rückschläge –, um sein Comeback zu kämpfen. Es dauerte viele Monate, ja Jahre, bis der Schangnauer die Früchte seines grossen Aufwands ernten konnte. Definitiv zurück an der Weltspitze meldete sich Feuz im Frühjahr 2016.
Das Engadin war 2017 Schauplatz der bis zu diesem Zeitpunkt grössten Sternstunde von Feuz. An der Heim-WM in St. Moritz raste der entfesselte Berner zu Abfahrts-Gold. Fortan erwies sich Feuz in der «Königsdisziplin» als Branchenprimus. Dies untermauern seine vier Disziplinen-Kugeln in Serie von 2018 bis 2021. Auch ein fünfter Triumph de suite im Abfahrtsweltcup ist durchaus möglich. Feuz liegt in der laufenden Saison nur 8 Punkte hinter Leader Aleksander Kilde.
Alles was noch kommt, ist Zugabe
Doch um vorauszublicken, bleibt mit Sicherheit noch genug Zeit. Erst gilt es für Feuz, den Moment zu geniessen. Bis in die Morgenstunden hatten die Feierlichkeiten im Hinblick auf den Super-G vom Dienstag kaum gedauert. In diesem war für den Emmentaler dann aber die Luft draussen – er schied früh aus.
Klar ist aber: Der «Kugelblitz» hat schon bald wieder etwas zu feiern. Am 11. Februar steht für den frischgebackenen Olympiasieger der 35. Geburtstag an. Das grösste Geschenk hat sich Feuz gleich selber bereits im Voraus gemacht.