Donnerstagabend im Dunedin Ice Stadium. Bevor das Training der 1. Mannschaft – der Phoenix Thunder – beginnt, liefert sich die U18 ein internes Testspiel. Es geht friedlich zu und her, am Ende trotzen die White Lightning den Black Magic ein 3:3 ab. Ein Spieler im Team in Weiss trägt das finnische Nati-Dress, ein anderer das Canadiens-Trikot mit der Nummer 10 von Klublegende Guy Lafleur. Dazwischen sticht immer wieder die Klasse eines Akteurs mit der Aufschrift «Lilly» ins Auge.
Beim genaueren Hinschauen erkennt man: Es handelt sich dabei um eine Akteurin. Und die trägt ihren eigenen Namen auf dem Rücken. Rebecca Lilly hilft der ersatzgeschwächten U18 im Training aus. Die 24-Jährige ist neuseeländische Nationalspielerin und wurde in den USA an der Finlandia University in Hancock (Michigan) ausgebildet. Zuletzt war sie in Österreich engagiert.
«Natürlich hat man es in einem Nischensport immer schwer, als Frau erst recht», erzählt Lilly im Interview. Zumindest stelle sie eine positive Entwicklung fest. Ihr Traum ist ein aussergewöhnlicher: «Dass so viele starke Mädchen nachrücken, dass ich meinen Platz im Nationalteam verliere.»
Doch zurück zum Fanionteam: In Neuseeland wird man zu 20 Prozent Meister, wenn man in der höchsten Eishockey-Liga spielt. Zumindest rein mathematisch. Nur 5 Teams bilden das Oberhaus, eine U18-Auswahl stellt ausser Konkurrenz einen weiteren Gegner, damit die Pausen nicht zu lang sind. Der Vorteil der neuseeländischen Liga ist, dass sie antizyklisch zu allen anderen Ligen stattfindet. Saisonauftakt war am 6. Mai, die Finals gehen Anfang September über die Bühne. Dementsprechend sind auf dem Eis viele Importspieler anzutreffen, die sich fit halten wollen.
Einer davon ist Will Ellis. Der 20-jährige Kanadier kam in der Offseason als Backpacker nach Neuseeland. Mittlerweile bester Torschütze der Thunder, erzählt er über die Liga: «Ich war ziemlich überrascht vom Niveau, wie kompetitiv die Spieler sind.» Und er könne hier vor mehr Zuschauern als in seiner Heimat in der Juniorenliga spielen. Bis zu 500 Fans verfolgen die Partien in Dunedin.
So richtig in Schwung sind die Phoenix Thunder in dieser Saison noch nicht gekommen. Mit nur 6 Punkten aus 12 Spielen ist man Schlusslicht. Und auch an diesem Donnerstagabend ist Headcoach Guillaume Leclancher nicht zufrieden. Der Franzose, der wegen des Hockeys nach Neuseeland kam und wegen der Liebe blieb, lässt seine Männer minutenlang hin und her skaten.
General Manager David Richards, der das Training verfolgt, erklärt schmunzelnd: «Die Spieler hatten vor kurzem 3 Wochen Ferien. Sie haben sich wohl zu sehr um Bier und zu wenig um ihre Fitness gekümmert.»
Junges Team, vergangene Glanzzeiten
Das Durchschnittsalter, so erklärt Richards, liegt bei nur 21 Jahren – trotz eines 43-jährigen Keepers. Einen Lohn erhalten die Spieler nicht, jedoch hilft der Klub mit Spesen aus, etwa bei den Mieten. Die guten Zeiten für das Team aus Dunedin sind eine Weile her. 2013 und 2014 stand man im Final, unterlag aber jeweils den Canterbury Red Devils aus Christchurch.
Der Klubname geht übrigens nicht direkt auf den mythologischen Vogel zurück, sondern den gleichnamigen Sponsor, einem Hersteller von Bio-Limonade. Und doch hoffen sie in Dunedin, dass sie sich bald wie Phönix aus der Asche erheben werden. Mit donnernden Flügelschlägen und viel Import-Power.