Hat der SCB ein Goalie-Problem? Was in der Qualifikation noch klar verneint werden konnte, ist nach 5 Partien im Playoff-Viertelfinal gegen Zug zu bejahen – zumindest statistisch gesehen. Die Fangquoten von Adam Reideborn (4 Einsätze/84,8 Prozent) und Philip Wüthrich (3 Einsätze/83,3 Prozent) reichen im Normalfall nicht aus, um einen Playoff-Halbfinal zu erreichen.
Ärgerlich sind diese Zahlen aus Sicht der Berner zusätzlich, da man im Spiel 5-gegen-5 durchaus mit Zug mithalten, ja phasenweise sogar den Gegner kontrollieren kann. Auch in Spiel 5 am Montag in der Zentralschweiz hielten sich die Torchancen auf beiden Seiten in etwa die Waage, nach 40 Minuten lautete das Schussverhältnis aus Sicht des SCB gar 24:22. Nur, in der letztlich einzig relevanten Statistik, den Toren, hiess es nach 2 Dritteln 0:4 und am Ende 2:6.
21 Gegentreffer in 5 Spielen
Während Leonardo Genoni für seine Zuger Vorderleute langsam, aber sicher wieder seine gewohnte Playoff-Sicherheit ausstrahlt, ist auf die SCB-Schlussmänner derzeit kein Verlass. Die Gründe für den 2:3-Rückstand in der Best-of-7-Serie sind mit Sicherheit nicht ausschliesslich auf der Goalie-Position zu suchen. Dass Bern in den bisherigen 5 Partien schon 21 Gegentreffer kassiert hat, lässt die gesamte Abwehr mit einem ungenügenden Zeugnis dastehen. Zum Vergleich: Von den Teams, die ebenfalls schon 5 Viertelfinal-Spiele absolviert haben, ist Lugano mit 14 Gegentoren in dieser Statistik auf Rang 2.
Es ist nun mal so, dass im Eishockey der Goalie den wichtigsten Part spielt. Performt dieser nicht, wird es für das jeweilige Team schwierig. Schafft also weder Reideborn noch Wüthrich sofort die Trendwende, dürfte die Saison für den SCB bald zu Ende sein. Das Ganze kann man jedoch auch umdrehen: Finden Reideborn und/oder Wüthrich zur Form aus der Qualifikation zurück, ist der Halbfinal-Einzug von Bern noch möglich, denn wie bereits erwähnt: Die Berner begegnen den Zugern bisher vielerorts auf Augenhöhe – nur halt ganz hinten nicht.
Tapola spielt mit dem Feuer
Die Form eines Goalies hängt oftmals auch mit dem Selbstvertrauen zusammen. Und gerade dieses fehlt den beiden SCB-Hütern derzeit. Eine Mitschuld daran trägt auch Jussi Tapola. Der finnische Trainer der Berner war sich nicht zu schade, den Goalie in Spiel 3 (Wüthrich für Reideborn) und Spiel 5 (Reideborn für Wüthrich) während der Partie auszutauschen.
Wüthrich, der beim 3:2-Sieg in Spiel 4 am Samstag noch zu den Gefeierten gezählt hatte, musste am Montag schon nach 2 Gegentreffern und 18 Minuten seinen Platz räumen. Dass solche Aktionen am Selbstvertrauen eines Goalies nagen, ist kein Geheimnis.
Stellt sich noch die Frage, wem Tapola am Mittwoch in Spiel 6 das Vertrauen schenkt. Egal, ob die Wahl auf Reideborn oder Wüthrich fällt: Der SCB braucht eine solide Goalie-Leistung, ansonsten geht in Bern das Warten auf die erste Halbfinal-Qualifikation seit der Meistersaison 2018/19 weiter.