Lian Bichsel ist zurzeit in Eishockey-Kreisen in aller Munde. Der 19-Jährige, der im NHL-Draft in der ersten Runde von den Dallas Stars gezogen wurde, ist eines der grössten Verteidiger-Talente des Landes. Aktuell sorgt er für Furore in Schweden, wo er mit seinem Team Rögle im Playoff-Final steht, um den Meistertitel kämpft und nebenher noch Spiele entscheidet.
Auch in der Nationalmannschaft hat Bichsel schon Spuren hinterlassen. 8 Einsätze bei Testspielen stehen bei ihm zu Buche. Er hätte letztes Jahr wohl auch im A-WM-Kader von Patrick Fischer gestanden, hätte er sich nicht kurz vor den Titelkämpfen in Tampere und Riga in einem Vorbereitungsspiel eine Knöchelverletzung zugezogen.
Zwei Absagen an U20-WM
Weniger positiv trat er hingegen in Erscheinung, als es um U20-WM-Teilnahmen ging. Vor 2 Jahren wollte Bichsel nach dem NHL-Draft später zur Vorbereitung für die WM, die wegen Covid in den August verschoben worden war, einrücken. In der Folge verzichtete U20-Coach Marco Bayer auf die Nachwuchs-Hoffnung.
Niemand ist grösser als die Mannschaft – auch Lian Bichsel nicht.
Im Dezember vergangenen Jahres sagte Bichsel erneut für die U20-WM ab, weil er kurz zuvor aus Nordamerika zurück nach Schweden gewechselt hatte und seinen Platz im Team nicht verlieren wollte.
Grund genug für Fischer, in nächster Zeit auf Bichsel zu verzichten, wie der Nati-Coach an einer Medienkonferenz in der 3. WM-Vorbereitungswoche bekanntgab: «Er wird bis und mit Heim-WM 2026 kein Thema sein. Es wäre ganz schwierig, ihn in die Mannschaft reinzubringen.» Später sagte Fischer ins SRF-Mikrofon: «Niemand ist grösser als die Mannschaft – auch Lian Bichsel nicht.»
Fehlendes Bekenntnis
Bichsel habe gewusst, was die Konsequenzen sind, so Fischer. Er und Lars Weibel, der Direktor Sport bei Swiss Ice Hockey, hätten mehrmals mit ihm gesprochen. Fischer ist bekannt dafür, von seinen Spielern ein klares Bekenntnis («Commitment») zur Nati zu verlangen, egal auf welcher Stufe.
Wäre es um das A-Nationalteam gegangen, wäre Lian wahrscheinlich gekommen. Und das ist nicht richtig.
Der Nationaltrainer sprach Spieler wie Denis Malgin, Dean Kukan, Dominik Schlumpf, Simon Bodenmann oder Fabrice Herzog an, die sich in einer ähnlichen Situation befunden hätten, nachdem sie aus freien Stücken auf ein Aufgebot für die Nationalmannschaft verzichtet hatten.
Spielerrat legt Veto ein
Der achtköpfige Mannschaftsrat habe dann diskutiert, ob die Spieler rehabilitiert werden und wieder in den Kreis des Nationalteams zurückkehren sollen. Bei Bichsel legte das Team das Veto ein, weil viele Spieler nicht verstehen könnten, dass das Verteidiger-Talent einem Aufgebot für die U20-Nationalmannschaft zweimal nicht Folge leistete.
«Wäre es um das A-Nationalteam gegangen, wäre Lian wahrscheinlich gekommen», sagt Fischer. «Und das ist nicht richtig. Hätte ich ihn zuletzt aufgeboten, hätte ich gegenüber der Mannschaft die Glaubwürdigkeit und mein Gesicht verloren.»