Eisige Temperaturen, viel Schnee und ein ruhiges Ambiente mit wenig Ablenkungen: Winnipeg ist das krasse Gegenteil zu manch anderen NHL-Städten. Es ist keine «flashy city», wie es Nino Niederreiter umschreibt. Neben dem Eishockey gibt es wenig, meint der Churer. «Die Stadt lebt für den Sport.»
Umso mehr bibbern die Winnipegger aktuell den NHL-Playoffs entgegen, geht ihr Team doch als Favorit und Gewinner der «Presidents' Trophy» in die entscheidende Phase. Diese Auszeichnung erhält jenes Team, das die 82 Partien umfassende Regular Season mit den meisten Punkten abschliesst. Sie geht erstmals überhaupt in die siebtgrösste Stadt Kanadas.
Als Junge «Playoff-Final» gespielt
«Die ganze Stadt ist stolz und will jetzt endlich den Stanley Cup gewinnen», so Niederreiter. Gleiches gilt natürlich für den Schweizer selber, der in seine 12. Playoffs in Folge steigt. «Vom Gewinn des Stanley Cups habe ich schon als kleiner Junge geträumt. Es ist etwas vom Grössten für einen Hockeyspieler.» In jungen Jahren habe der heute 32-Jährige sich mit seinen Freunden beim Spielen jeweils vorgestellt, in Spiel 7 des Playoff-Finals zu stehen.
Der Weg dahin ist noch weit, begonnen hatte er für Winnipeg im Herbst aber hervorragend. Mit 14 Siegen aus den ersten 15 Spielen stellten die Jets einen klubinternen Rekord auf. «Das hat es um einiges einfacher gemacht», erklärt Niederreiter. «Wir hatten gegen Ende ein ziemliches Auf und Ab, wussten aber, dass wir uns das auch erlauben dürfen.»
Mehr Zerstörer als Aufbauer
Der Stürmer hat sich auf diese Saison hin in einer neuen Rolle wiedergefunden: Zusammen mit Mason Appleton und Adam Lowry ist er in der 3. Linie nicht in erster Linie für offensive Euphorie, sondern eher defensive Knochenarbeit zuständig. Seine «Shut down»-Linie ist dazu da, die Offensivbemühungen des Gegners zu stoppen.
«Es ist eine andere Funktion als früher. Ich habe aber trotzdem den Anspruch an mich, Tore zu schiessen und Punkte zu machen», so Niederreiter, der gesteht: «Es ist für mich schwierig zu akzeptieren, dass ich auf diesen Teil nicht mehr so viel Wert legen darf.»
Werden die Jets vom Fluch eingeholt?
Nach dem abschliessenden 2:1 n.V. gegen Anaheim geht es für Winnipeg am Wochenende in die «crunch time» der NHL: In der Nacht auf Sonntag Schweizer Zeit steht das erste Spiel des Playoff-Duells gegen Wild-Card-Inhaber St. Louis an.
Der Favorit aus Kanada müsste gemäss Papierform durchmarschieren. Allerdings: Für abergläubische NHL-Fans ist die «Presidents' Trophy» mehr Fluch als Segen. In diesem Jahrtausend gelang es erst drei Teams, als beste Franchise der Regular Season auch den Stanley Cup zu gewinnen.