Niederlagen sind fast ausnahmslos schwer zu ertragen. Umso schwerer sind sie dann zu ertragen, wenn der Glaube an den Sieg und die Überzeugung derart gross sind wie bei der Nati an der WM 2024 in Tschechien.
Das unausgesprochene Ziel war Gold
Ja, die Schweizer waren erleichtert nach dem Viertelfinal-Sieg gegen Deutschland. Und ja, die Schweizer freuten sich sehr über den Halbfinal-Sieg gegen Kanada. Die totale Euphorie brach jedoch weder bei Trainer Patrick Fischer noch bei seinen Schützlingen aus. Die Nati bejubelte ihre beiden Siege in der K.o.-Phase kurz und intensiv, nur um schon Sekunden später und noch auf dem Eis einen Kreis zu formen und sich auf die nächste Mission einzuschwören. Das zeigt: Die Schweiz wollte um jeden Preis Gold.
Dass es letztlich «nur» Silber wurde, mag jammerschade sein. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich die Nati – und damit sind die Spieler genauso gemeint wie der in den letzten 12 Monaten oft gescholtene Fischer und auch Direktor Lars Weibel – grossen Respekt verdient hat.
Alles für die gemeinsame Sache
Die Schweiz hat an der WM nicht nur begeisterndes Eishockey gespielt, sie hat die Leute bewegt – auf verschiedene Art und Weise:
- Teamspirit: Die Nati trat stets als Einheit auf. Jeder Spieler stellte sein eigenes Ego hinten an, um stattdessen den Mannschaftsgedanken zu leben.
- Aufopferungsbereitschaft: Kein Spieler scheute sich davor, seinen Körper in die gegnerischen Schüsse zu werfen. Niemand kann der Nati vorwerfen, nicht alles gegeben zu haben.
- Commitment: Man kann nicht oft genug erwähnen, dass es keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist, dass die NHL-Spieler an die WM kommen. Fischer hat es geschafft, dass es im Fall der Schweiz für die Spieler selbst aber eben doch selbstverständlich ist. Die Schweizer NHL-Cracks kommen gerne zur Nati. Den ultimativen Beweis dafür lieferte Kevin Fiala, der nur wenige Tage nach der Geburt seiner Tochter zum Team stiess.
Die Einen ackern, die Anderen glänzen
Herauszuheben gilt es aber nicht nur Fiala, Roman Josi, Nico Hischier und die weiteren NHL-Schweizer, welche die Nati zweifelsohne auf ein ganz anderes Level hieven. Ihren Teil zur erfolgreichen Kampagne haben auch alle anderen beigetragen.
So zum Beispiel etwa Fabrice Herzog, Dario Simion und Sven Senteler. Die «Zuger Linie» war nicht für die Glanzpunkte zuständig, sie erledigte aber extrem wertvolle Defensiv-Arbeit gegen die gegnerischen Top-Formationen. Gewissermassen sind sie die unbesungenen Silberhelden, genauso wie viele andere auch.
Und jetzt?
Was für Schlüsse lassen sich aus dieser WM für das Schweizer Eishockey im Allgemeinen ziehen? Nun, es ist offensichtlich, dass die Nati im Konzert der Grossen bedeutend konkurrenzfähiger ist, wenn sie auf ihre NHL-Spieler zurückgreifen kann. Diese Abhängigkeit könnte in Zukunft ein Problem darstellen, zumal die Verfügbarkeit eines Fiala, Josi oder Hischier für eine WM immer auch vom Abschneiden ihrer Klubs in Nordamerika abhängt.
Wird die Schweiz an der nächsten Euro Hockey Tour also wieder zum chronischen Verlierer? Es ist nicht zu hoffen, die Möglichkeit besteht aber. Das jedoch ist Zukunftsmusik. Die Gegenwart zeigt ein anderes Bild. Auf diesem ist die Nati oben zu finden. Nicht ganz oben, aber fast.