Bevor wir vorausblicken, lassen wir die WM-Gruppenphase der Schweiz nochmals Revue passieren. Die Vorrunde lässt sich aus Sicht der Nati gut in 3 Phasen unterteilen:
Phase 1: Pflichterfüllung mit Bestnoten
Mit Slowenien, Norwegen und Kasachstan trifft die Schweiz in den ersten 3 Spielen auf die schwächsten Teams der Gruppe. Mit dem eindrücklichen Gesamtskore von 15:0 Toren sichert sich das Fischer-Team die ersten 9 Punkte. Diese waren budgetiert, ja. Doch die Art und Weise, wie sie eingefahren werden, hinterlässt Eindruck.
Phase 2: Slowakei-Spiel als Übergang
In der 4. Partie erfährt die Nati erstmals ernsthaften Widerstand. Nach einer 2:0-Führung lassen sich die Schweizer provozieren und vom Weg abkommen. Wie sie nach der 2. Pause beim Stand von 2:2 aus der Kabine kommen und die Slowaken im 3. Drittel an die Wand spielen, macht viel Mut.
Phase 3: Ambitionen angemeldet
Ins Kracher-Wochenende findet die Schweiz den Tritt nur schleppend. Gegen Kanada gerät sie erstmals in Rückstand. Die Reaktion fällt heftig aus. Die Nati hält nicht nur mit dem Rekordweltmeister mit, sie dominiert ihn phasenweise und gewinnt verdient mit 3:2.
Am Folgetag gegen Tschechien wird die Schweiz im Startdrittel überrannt, kommt aber mit einem blauen Auge davon. Im Mittelabschnitt sehen Roman Cervenka und Co. kaum einen Puck. Mit einer imponierenden Selbstverständlichkeit macht die Nati den Gruppensieg frühzeitig perfekt.
Was war, zählt nun nicht mehr
Zum Abschluss der Gruppenphase gegen Lettland gab Trainer Patrick Fischer einigen seiner wichtigsten Spielern eine Pause. Die zweite perfekte Gruppenphase nach 2022 wurde zwar verpasst, überbewerten sollte man das 3:4 n.V. aber nicht. Der Fokus der Schweiz liegt voll auf dem WM-Viertelfinal.
Gegen Deutschland will die Nati am Donnerstag erstmals seit 2018 wieder in den Halbfinal vorstossen. Wir liefern 3 Gründe, wieso sie das schaffen wird:
1. Breite im Kader
Alle 4 Schweizer Linien können sich an der Offensiv-Produktion beteiligen. Fischer hat sich im Turnierverlauf auf die Fahne geschrieben, die Eiszeiten möglichst gleichmässig zu managen, um so auch die Kräfte einzuteilen. Zweifelsohne sind die beiden mit NHL-Spielern gespickten Formationen am gefährlichsten. Doch auch die «National-League-Sturmlinien» haben ihren Wert über die komplette Vorrunde unter Beweis gestellt. Zudem verfügt die Nati mit Leonardo Genoni und Robert Mayer über ein bisher bärenstarkes Goalie-Tandem.
2. Richtiges Mindset
Obschon die Schweiz in der Gruppenphase faszinierendes Eishockey ablieferte, haben Spieler und Trainer stets auf die Euphoriebremse getreten. Jedem einzelnen Akteur ist bewusst, dass die starke Vorrunde nur dann eine Bedeutung hat, wenn die Viertelfinal-Barriere fällt. Diverse Spieler aus dem aktuellen WM-Kader waren schon in früheren Jahren dabei, als die Luft nach einer ebenfalls starken Gruppenphase im Viertelfinal komplett draussen war. Aus diesen Erfahrungen hat die Schweiz die richtigen Schlüsse gezogen.
3. Höhere Qualität
Mit der Vorgeschichte der Schweiz in WM-Viertelfinals im Allgemeinen und gegen Deutschland im Speziellen ist klar, dass sich am Donnerstag einiges zwischen den Ohren entscheiden wird. Doch letztendlich geht es auch immer noch darum, wer besser Schlittschuh läuft, besser passt, besser schiesst oder ganz generell: besser Eishockey spielt. Und da ist die Schweiz mit diesem WM-Kader den Deutschen überlegen.