Oft ist davon die Rede, dass Eishockeyspieler speziell in den Playoffs ein kurzes Gedächtnis haben müssen. Was im letzten Spiel passiert ist, ist nicht mehr von Belang. Es zählt nur die nächste Partie.
Die Schweizer Nati-Spieler scheinen das mit dem «kurzen Gedächtnis» verinnerlicht zu haben. Denn sie machten im Spiel gegen Finnland (3:1) keine Anstalten, einem Viertelfinal gegen Deutschland (am Donnerstag um 16:20 Uhr in Ostrava) aus dem Weg gehen zu wollen. Sie spielten gegen die Nordländer voll auf Sieg, als wollten sie sich unbedingt wieder mit den Deutschen messen.
K.o.-Statistik des Grauens gegen Deutschland
Würden die Schweizer noch zu viel an vergangenen Spielen herumstudieren, dann hätten sie vielleicht einen anderen «Gameplan» verfolgt. Denn die jüngsten K.o.-Partien gegen die DEB-Auswahl endeten allesamt mit einem Turnier-Out für die Nati:
- WM 2023, Viertelfinal: Schweiz - Deutschland 1:3
- WM 2021, Viertelfinal: Schweiz - Deutschland 2:3 n.P.
- Olympia 2018, Viertelfinal-Quali: Schweiz - Deutschland 1:2 n.V.
- WM 2010, Viertelfinal: Schweiz – Deutschland 0:1
Man muss ziemlich weit zurückblättern in den Statistik-Büchern bis zum letzten Schweizer Erfolg gegen Deutschland in einem K.o.-Spiel an einem grossen Turnier: An der WM 1992 war es, als die Nati den Viertelfinal gegen den nördlichen Nachbarn mit 3:1 gewann. Die Torschützen hiessen damals Mario Brodmann, Felix Hollenstein und Roberto Triulzi. Vielleicht ein gutes Omen: Jenes Spiel fand in Prag statt, als die damalige Tschechoslowakei WM-Gastgeberin war.
Was war, zählt nicht mehr.
Captain Roman Josi kennt das Gefühl einer entscheidenden Niederlage gegen Deutschland nicht. An den WM-Turnieren 2023 und 2021 war der Nashville-Verteidiger nicht dabei. Der NHL-Star erwartet eine enge Kiste. «Es wird auf jeden Fall ein hartes Spiel werden. Gegen die Deutschen ist es immer physisch, denn sie sind sehr kampfstark. Aber wir freuen uns», sagte Josi nach dem Finnland-Spiel.
Kevin Fiala, im Vorjahr gegen die Deutschen dabei, appellierte noch einmal ans «kurze Gedächtnis» und sagte: «Wir freuen uns sehr. Was war, zählt nicht mehr.»
DEB-Team im Powerplay eine Macht
Deutschland hat sich in der Gruppe B in Ostrava in einen wahren Torrausch gespielt und die letzten 4 Partien alle gewonnen. Nicht weniger als 34 Treffer gelangen dem DEB-Team in 7 Spielen (Schweiz: 29).
Die Nati tut gut daran, im Viertelfinal von der Strafbank fernzubleiben. Denn die Deutschen haben mit einer Erfolgsquote von über 35 Prozent das beste Powerplay aller Teams, während die Schweiz im Boxplay (67%) Schwächen offenbarte.