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4. WM für den Kämpfer Valon Behrami und der steinige Weg zur Nati-Legende

Wie der 33-jährige Tessiner zu einer der grossen Figuren im Schweizer Fussball wurde.

Valon Behrami nach dem 2:1 gegen Ecuador.
Legende: Schrei der Erlösung Valon Behrami nach dem 2:1 gegen Ecuador an der WM 2014. Keystone

Valon Behrami hat seinem Körper viel abverlangt. 16 Profijahre und 78 Länderspiele (2 Tore) stecken in seinen Knochen. «Es gibt Momente, in denen ich physisch leide. Das ist schade, denn ich liebe den Fussball», sagt der Tessiner. Wenn man mit den eigenen Kindern nicht mehr herumalbern kann, ohne sich aufzuwärmen, müsste man seinen Beruf eigentlich verfluchen.

Rechtzeitig fit geworden, um Geschichte zu schreiben

Doch aufhören konnte Behrami bisher noch nicht. Jetzt wäre auch nicht der Moment dazu. Denn rechtzeitig auf die WM ist Behrami noch einmal fit geworden. Nach einer Seuchen-Saison bestritt er zuletzt 4 Spiele für Udinese. Nun kommt er zu seiner 4. WM-Teilnahme. Es ist etwas, das bisher kein Schweizer erreicht hat.

Trainer Vladimir Petkovic sagt:

Er hat die Chance, etwas Historisches zu schaffen. Das wäre schön für ihn, aber auch für die anderen. Es würde sie inspirieren, seinem Beispiel zu folgen.

3 Behrami-Momente fürs Archiv

Behrami und die Karriere in der Nationalmannschaft ist eine lange Geschichte. Sie umfasst 3 prägende Momente, an welche sich jeder Schweizer Fan erinnern dürfte:

  • 12. November 2005: Behrami erzielt in seinem 2. Länderspiel das wichtige Tor in der WM-Barrage gegen die Türkei. «Für das Team war das gut, für mich aber der schlimmste Moment», erinnert sich Behrami. Denn sein Gesicht auf allen Titelseiten habe vielen Mitspielern nicht gefallen.
  • 21. Juni 2010: Behrami sieht im 2 Gruppenspiel an der WM in Südafrika gegen Chile Rot. «Daraus habe ich viel gelernt», blickt Behrami zurück.
  • 15. Juni 2014: Behrami blockt im eigenen Strafraum einen Schuss, rennt über den halben Platz, fällt, steht wieder auf. Dann leitet er den 2:1-Siegtreffer gegen Ecuador ein. Behrami: «Diese Szene beschreibt mich wohl am besten. Ich wollte dieses Spiel einfach gewinnen.»

Behramis Werdegang: Das bewegende Porträt von RTS

Im Vorfeld der WM sprach Christophe Cerf vom Westschweizer Fernsehen RTS ausführlich mit Behrami über seinen Weg (siehe Video unten). Dabei wurden auch schwierige Themen beleuchtet. Einige Auszüge:

Das hat weh getan. Ich war 10 oder 11 Jahre alt. Mein ganzes Leben war doch hier. Ich wollte nicht zurück in den Kosovo.
Autor: Behrami über das Ausschaffungsverfahren 1995
Beide Eltern arbeiteten. An Fussball war nicht zu denken. Als ich das erste Mal vom Kicken nach Hause kam und meine Kleider vom Regen nass waren, sagte meine Mutter: ‹Das ist nichts für dich. Ich habe keine Zeit, ständig deine Kleider zu waschen.› Daran erinnere ich sie heute noch.
Autor: Behrami über die erste Fussball-Erfahrung
Ich könnte von heute auf morgen aufhören. Aber, nein, ich mache weiter. Diese Mentalität hilft mir. Das ist mein Charakter.
Autor: Behrami über seine kosovarischen Wurzeln

Als 5-Jähriger kam Behrami in die Schweiz. «Nach einigen Monaten war das Gefühl, Ausländer zu sein, weg», erinnert er sich. Im Nationalteam dauerte seine Integration dagegen wesentlich länger. Nur 2, 3 Spieler hätten ihm geholfen.

Wenn sich heute einer der jungen Spieler nicht gut fühle, gehe er hin und spreche mit ihm. Behrami ist so etwas wie der grosse Bruder im Nationalteam, wie er selbst sagt. Diese Rolle geht auf seinen eigenen Weg zurück. Und seine Bedeutung für die aktuelle Spieler-Generation führt über die fussballerischen Grenzen hinaus.

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 08.06.2018, 18:35 Uhr

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