Das Testspiel des FC Wil in Altach ist für Michael Lang eine Art Feuertaufe. Zwei Tage zuvor ist bekannt geworden, dass der 33-Jährige seine Karriere nicht als Profi fortsetzt – sondern als Sportchef beim FC Wil. Er tritt die Nachfolge von Jan Breitenmoser an, der die «Äbtestädter» Ende Saison verlassen wird. Es ist eine Rückkehr in die Ostschweiz für Lang. Mit Wils Trainer Marco Hämmerli und Assistent Philipp Muntwiler hat er beim FC St. Gallen einst zusammengespielt.
Diese Zusammenarbeit will Lang möglichst langfristig fortführen: «Kontinuität auf diesen Positionen soll ein Merkmal von Wil bleiben.» Kurse hat er unterdessen absolviert, nun heisst es, den Büroalltag zu lernen, betriebswirtschaftliche Geschichten.
Was kann Lang dem FC Wil als Sportchef bieten? «Ich kenne den Umgang in diesem schnelllebigen Business. Und ich habe ein grosses Netzwerk im Fussball mit Spielern, Trainern, Beratern.» Aufgebaut hat er sich dieses in rund 18 Profijahren, unter anderem auch in der Bundesliga bei Gladbach.
Zypern? Dubai? Wil!
Ende Juli war sein Vertrag beim FC Basel aufgelöst worden. «Ich wurde davon überrascht», gesteht Lang. Der Beginn seiner zweiten Karriere kommt durchaus überraschend. Noch Ende September hatte er in einem Interview mit blue gemeint, ein Auslandstransfer reize ihn, «vielleicht Zypern oder Dubai».
Nun aber wurde er von einem Telefonat überrascht. Der Anrufer: Fabian Schär. Der Newcastle-Verteidiger ist im Verwaltungsrat des FC Wil. Viele Worte brauchte Schär nicht, um Lang zu überzeugen: «Als er es ausgesprochen hat, war ich sofort Feuer und Flamme.»
Die aktive Fussballkarriere ist sogar bei mir selbst fast in Vergessenheit geraten.
Es scheint, als hätte der 31-fache Nationalspieler endgültig mit seiner Spielerkarriere abgeschlossen: «Viele sprechen mich darauf an, dass sie keinen Rücktritt von mir offiziell vernommen haben. Ab der ersten Kontaktaufnahme rückte das total in den Hintergrund. Die aktive Fussballkarriere ist sogar bei mir selbst fast in Vergessenheit geraten.» Ein Comeback sei wenig realistisch, ohnehin sei er nie einer gewesen, der etwas «durchwürgen» musste.
Seine Aufgaben werden also ausschliesslich ausserhalb der Fussballplätze stattfinden. Die Wiler spielen seit dem Abstieg 2004 in der Challenge League. Die mögliche Rückkehr ins Oberhaus geriet zuletzt ausser Sichtweite, aktuell ist man auf Rang 6 klassiert.
Kein Problem, findet Lang: «Zumindest, was die Platzierung anbelangt, finde ich das nicht beunruhigend. In der Challenge League sind viele Teams punktemässig und von der Qualität her sehr nahe beieinander.» Andere hätten ein grösseres Budget, insofern gebe man nicht den Aufstieg als Saisonziel aus.
In Altach sieht Lang ein gehässiges Testspiel mit je fünf gelben Karten. Die Wiler unterliegen im Vorarlberg 1:2. Gut möglich, dass sich der frischgebackene Ex-Profi schon Gedanken macht, welche Handynummern er demnächst zwecks Kaderverstärkung anvisieren könnte. Und wer weiss – vielleicht klappt es dann auch ohne Zielvorgabe bald schon mit der Rückkehr in die Super League.