Nach 5 Runden sah die sportliche Welt des FC Baden zappenduster aus. Nur 1 Punkt hatten die Aargauer auf dem Konto, das Torverhältnis von 3:16 entsprach jenem eines künftigen Absteigers.
Wirklich überraschend kam der missglückte Auftakt nicht. Der Aufsteiger kickte vor zwei Jahren noch in der 1. Liga und weist auch heute weitgehend noch Amateurstrukturen auf. Die Trainings finden am Abend statt, weil die meisten Spieler neben ihrem Fussballerleben einer geregelten Arbeit nachgehen. Mit einem Budget von 1,5 Millionen Franken für die 1. Mannschaft fehlt schlichtweg das Geld, um den Spielern einen Profi-Lohn auszuzahlen.
Formkurve zeigt nach oben
Zwei Monate später hat Baden ungeachtet der klammen finanziellen Lage in der Challenge League aber mittlerweile Fuss gefasst. Zwar belegt der Klub noch einen Platz im Tabellenkeller (9.), die Formkurve zeigt aber steil nach oben. Baden verlor seit dem 5. Spieltag nur noch eine Partie und liegt zudem auf Augenhöhe Kantonsrivalen Aarau.
Sinnbildlich für den Badener Aufschwung steht Davide Giampa. Der 30-Jährige arbeitet mit einem 100-Prozent-Job als Immobilienmakler und stürmt nebenbei für «Rot-Weiss». Dies tut der Italiener äusserst erfolgreich. Mit 6 Toren – 4 davon in den letzten 5 Partien – gehört er zu den Topskorern der Liga.
«Wir haben den Tritt langsam gefunden und hoffen, so fortfahren zu können», ordnet Giampa die Lage des Klubs ein. Man habe am Anfang etwas Angewöhnungszeit gebraucht, nicht zuletzt weil das Team im Sommer nicht weniger als 15 neue Spieler holte.
Primarlehrer an der Seitenlinie
Auf der Trainerbank sitzt in der Badener Provinz übrigens ebenfalls kein Profi. Coach Michael Winsauer unterrichtet nebenbei an einer Primarschule.
Der Österreicher weiss, was es bei Baden braucht, um wieder Schritt im Profi-Fussball fassen zu können: «Wir müssen sportlich gute Leistungen zeigen, um interessant für Sponsoren zu werden. Wir müssen zeigen, dass wir nicht eine Feierabendtruppe, sondern konkurrenzfähig sind.» Künftig sollen auch vormittags Trainings stattfinden, um junge Spieler besser weiterentwickeln zu können.
Giampa, in jungen Jahren bei Wohlen einst mit Profi-Status unterwegs, kann sich durchaus vorstellen, sein Arbeitspensum wieder etwas zu reduzieren. Einen Profivertrag würde er aber nicht mehr unterschreiben. «Ich habe mir nebenbei schon zu viel aufgebaut, um das alles wieder hinzuschmeissen.»