Sie verdienen prächtig, sie fahren sündhaft teure Autos, sie führen ein sorgloses Leben in Saus und Braus – so stellen sich viele den Alltag eines Profi-Fussballers vor.
Dabei können auch sie von dunklen Gedanken verfolgt werden. Francisco Rodriguez gehörte zu ihnen. Der jüngere Bruder von Nationalspieler Ricardo brach bei RTS mit einem Tabu und sprach über seine Depression.
Es war alles schwarz. Ich konnte nicht mehr. Ich hatte keine Lust, keine Motivation.
Am 27. Oktober 2019 hatte er zum letzten Mal vor dem Ausbruch der Krankheit für den FC Lugano im Einsatz gestanden. In der Woche darauf kam es zum Wechsel an der Seitenlinie, Maurizio Jacobacci ersetzte Fabio Celestini. Eine Verletzung im Abschlusstraining stürzte Rodriguez in die Sinnkrise: «Es war alles schwarz. Ich konnte nicht mehr. Ich hatte keine Lust, keine Motivation.» Von da an sei er tiefer und tiefer gefallen, «ich hatte eine mittelschwere Depression».
Francisco Rodriguez galt zu seinen FCZ-Zeiten im Jahr 2015 als Mega-Talent. Er wagte den Sprung ins Ausland zum VfL Wolfsburg. Danach war er bei Bielefeld, Luzern und eben Lugano unter Vertrag.
Dank professioneller Hilfe zurück
Warum die Depression ausgerechnet ihn gefangen hielt, weiss der 25-Jährige nicht. «Man hinterfragt alles. ‹Warum lebe ich? Warum passiert mir das?›» Auch Unglaube machte sich breit: «Es kann nicht sein. Ich bin Fussballer, ich bin stark. Es ist fast unmöglich, dass mir das passiert.»
Doch es passierte. Und Rodriguez stemmte sich gegen das Gefängnis der Hoffnungslosigkeit. Der Zürcher zog professionelle Hilfe bei: «Dank der Unterstützung von guten Psychologen und auch dank meiner Familie konnte ich mich nach einer Auszeit von einem Monat in einer psychiatrischen Klinik wieder rauskämpfen. Doch ich hatte acht, neun Monate zu kämpfen», so der Zürcher.
Rodriguez will das Stigma brechen
Rodriguez ahnt, dass auch andere Spieler an Depressionen leiden. «Du hast Druck vom Klub, von der Presse, von den Fans, vielleicht von der Familie. Das ist eine sehr grosse Belastung. Wenn man sich nicht damit auseinandersetzt, kann man schnell in so eine Phase gelangen. Vielleicht sind viele Spieler in einer solchen, aber sie sprechen nicht darüber.»
Ich war depressiv. Aber ich bin immer noch da.
Mittlerweile spielt Francisco an der Seite seines ältesten Bruders Roberto beim Challenge-Ligisten Schaffhausen. Er hat die Dämonen besiegt und erklärt, warum er unverblümt darüber spricht: «Ich finde es wichtig, eine Message zu vermitteln. Ich war depressiv. Aber ich bin immer noch da. Es geht mir gut. So gut wie noch nie.»