Den schönen Fussball hat Barcelona nie wirklich verlernt. Schaut man sich aus neutraler Perspektive ein Spiel der Katalanen an, kommt man in Sachen Ästhetik, Spielwitz und Technik praktisch immer auf seine Kosten. Nur war dieser schöne Fussball in den letzten Jahren – speziell in der Champions League und für Barça-Verhältnisse – nicht gepaart mit Erfolg.
Der 5. und bisher letzte Titel in der «Königsklasse» liegt inzwischen 10 Jahre zurück, damals besiegten die «Blaugrana» im Final in Berlin Juventus Turin mit 3:1. Seither setzte es für Barcelona die eine oder andere Schmach ab:
- 2015/16: Aus im Viertelfinal gegen Atletico Madrid trotz 2:1-Hinspielsieg
- 2016/17: Aus im Viertelfinal gegen Juventus
- 2017/18: Aus im Viertelfinal gegen die AS Roma trotz 4:1-Hinspielsieg
- 2018/19: Aus im Halbfinal gegen Liverpool trotz 3:0-Hinspielsieg
- 2019/20: Aus im Viertelfinal nach 2:8-Schmach gegen die Bayern im Corona-Jahr
- 2020/21: Aus im Achtelfinal gegen PSG mit Gesamtskore von 2:5
- 2021/22: Aus in der Gruppenphase
- 2022/23: Aus in der Gruppenphase
- 2023/24: Aus im Viertelfinal gegen PSG nach 1:4-Heimniederlage im Rückspiel
Auch vor Beginn der laufenden Saison waren die Fragezeichen in Barcelona gross. Doch unter Hansi Flick hat die mit zahlreichen jungen Talenten gespickte Mannschaft nicht nur ihren Spielwitz (noch mehr) weiterentwickelt; sie ist auch erfolgreich. Es ist Anfang März und die Katalanen tanzen noch immer auf drei Hochzeiten – und sie tanzen gut.
Die Ligaphase in der Champions League schloss Barça – auch dank eines 5:0-Kantersiegs gegen YB – hinter Liverpool auf Rang 2 ab. In der spanischen Meisterschaft grüssen die «Blaugrana» 12 Runden vor Schluss vor Atletico und Real Madrid von der Tabellenspitze. Und in der Copa del Rey steht Barcelona im Halbfinal (4:4 im Hinspiel zuhause gegen Atletico).
Losglück auf dem Papier
Im Fussball kann sich das Blatt bekanntlich sehr schnell wenden. Aktuell aber sind die Aussichten für Barcelona rosig. Auch, weil es die Champions-League-Auslosung gut meinte mit der Flick-Elf. Statt mit dem formstarken Paris St-Germain bekommt es Barça im Achtelfinal mit Benfica Lissabon zu tun. Setzt sich das Team um Robert Lewandowski, Lamine Yamal und Pedri gegen die Portugiesen wie erwartet durch, würde im Viertelfinal entweder Dortmund oder Lille warten.
Doch Barcelona tut gut daran, mit den Füssen am Boden zu bleiben. In den letzten Jahren war die Ausgangslage in der Champions League auf dem Papier wiederholt aussichtsreich, ehe man sich wider Erwarten düpieren liess. Unter Flick, der grossen Wert auf Disziplin und Arbeitsmoral legt, macht dieses Barça aber nicht den Eindruck, als würde es beim ersten grösseren Widerstand in sich zusammenfallen.