Servettes Sieg gegen KRC Genk in der 2. Runde der Champions-League-Qualifikation ist etwas für die Geschichtsbücher: Zum 1. Mal in der Klubgeschichte qualifizieren sich die Genfer für eine Europacup-Gruppenphase. Der heimliche Star des Rückspiel-Triumphs ist einer, der planmässig gar nicht zum Einsatz gekommen wäre: Goalie Joël Mall.
Dass sich Servette nach fast zwei Stunden in Unterzahl ins Elfmeterschiessen retten konnte, lag wesentlich am 32-Jährigen. Gleich mehrfach konnte sich Mall auszeichnen. So etwa in der 90. Minute, als er nach einem Kopfball von Genks Tolu Arokodare eine sehenswerte Parade auspackte und seinem Team damit in die Verlängerung verhalf. Im Elfmeterschiessen hatten zwei Genk-Schützen vor dem Keeper nicht die Nerven und verschossen.
Ein Badener im Tor von Zypern
Für den gebürtigen Badener Mall waren dies die ersten Spielminuten im Trikot von Servette. Seit Anfang Juli ist er nach sechs Jahren im Ausland bei den «Grenats» unter Vertrag. Nach einem wenig erfolgreichen Abstecher zu Darmstadt zog es ihn im August 2018 nach Zypern. Dort spielte er in 5 Saisons für 4 verschiedene Vereine – und am 17. Juni erstmals für die zypriotische Nationalmannschaft. Wie das?
Nach 5 Jahren auf der Mittelmeer-Insel wurde dem früheren Schweizer Junioren-Internationalen der zypriotische Pass ausgehändigt. Aufgrund seiner konstant guten Leistungen in der höchsten Liga Zyperns und weil er noch nie für die Schweiz aufgelaufen war, wurde er von Nationaltrainer Temur Ketsbaia aufgeboten. In der EM-Quali gegen Georgien (1:2) feierte er sein Debüt. Drei Tage später musste er sich gegen Norwegen (1:3) von Erling Haaland zweimal bezwingen lassen.
Die plötzliche Chance als Nummer 1
Somit verfügt der neue Servette-Trainer René Weiler mit Mall und dem kürzlich von Nati-Coach Murat Yakin aufgebotenen Jérémy Frick über zwei routinierte Nationaltorhüter. Trotzdem waren die Rollen vor der Saison klar verteilt: Frick, gebürtiger Genfer und Captain, ist seit 7 Jahren unangefochten Servettes Nummer 1. So war auch Malls Einsatz im Quali-Rückspiel gegen Genk eigentlich nicht angedacht.
Als Frick nach einer guten Stunde allerdings verletzungsbedingt nicht weitermachen konnte, kam der frühere Torwart von Aarau und GC zu seinem unverhofften Debüt für die Calvinstädter. Und mit insgesamt 7 Paraden nach seiner Einwechslung lieferte Mall sofort ab.
Wie lange Stammgoalie Frick ausfällt, ist noch nicht bekannt. Gut möglich, dass Mall seine Qualitäten auch am Samstag – auswärts im Derby gegen Stade-Lausanne-Ouchy – unter Beweis stellen kann. Vielleicht darf er dann sogar kommende Woche in der 3. Runde der Champions-League-Qualifikation zwischen den Pfosten stehen, wenn Servette bei den Glasgow Rangers sein europäisches Märchen weiterschreiben will.