Bestnoten der Experten sind für ihn inzwischen Alltag, grosse Auftritte ebenfalls. Gregor Kobel ist zehn Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland in der obersten europäischen Kategorie angekommen. In fünf seiner letzten zehn Champions-League-Partien blieb der 26-jährige Zürcher ohne Gegentor. Die Kommentatoren machen ihn zum «BVB-Giganten». Im Interview mit Keystone-SDA sprach der Nati-Goalie über seine Europacup-Wochen.
Was für Wochen, was für Spiele für Sie ...
Gregor Kobel: Traumhaft! Mit Dortmund unter den Top 4 zu sein, ist der Hammer. Das kam in der Vergangenheit nicht allzu oft vor. Eine coole Story – für mich und für den BVB.
Das 4:2 im Viertelfinal-Rückspiel gegen Atlético Madrid war eine Partie für die Dortmunder Ewigkeit. Wie haben Sie dieses Duell in Erinnerung?
Es war schon etwas ausgesprochen Besonderes. Der Spielverlauf an sich war schon packend, ein Auf und Ab. Warum auch immer war ich allerdings während des gesamten Spiels relativ gelassen und innerlich ruhig – selbst nach den zwei Gegentoren zum 2:2 kam bei mir keinerlei Nervosität auf. Ich hatte irgendwie immer das gute Gefühl, dass wir es schaffen würden.
Wie nehmen Sie das Publikum an solchen magischen Abenden wahr?
Der Support unserer Fans ist ja immer Weltklasse. Aber in solchen Partien sind die Zuschauer noch lauter, die Atmosphäre wirkt irgendwie elektrisierender – die Energie überträgt sich dann auch auf uns Spieler. Da braucht man auch als Spieler ein paar Stunden länger, um alles sacken zu lassen. Da liege ich länger wach.
Am Mittwoch steht das Halbfinal-Rückspiel gegen das milliardenschwere Paris St-Germain um Superstar Kylian Mbappé an. Das womöglich grösste Spiel Ihrer Karriere?
In meiner Liste ist dieses Spiel sicher ganz oben mit dabei. Ich habe noch nie ein Halbfinal-Rückspiel in der Champions League bestritten. Darum könnte es schon das grösste Spiel meiner Laufbahn sein, ja.
Wie ist der Final-Vorstoss in Paris zu schaffen?
Wir brauchen einen fokussierten Auftritt – nicht wie in der Gruppenphase, da zeigten wir in Paris unser schlechtestes Spiel der Champions League. Wir müssen als Team auftreten. Jeder muss dem anderen helfen, für ihn einstehen. Paris verfügt über so viel Qualität, sie können unfassbar gefährlich werden. Neben einer maximalen Leistung unsererseits wird wohl auch ein Quäntchen Glück nötig sein.
Welche Dortmunder Qualität könnte ausschlaggebend sein?
Wir sind im europäischen Wettbewerb in jedem Spiel in der Lage, ein Top-Ergebnis zu holen. Unsere Konstanz ist augenfällig – auch gegen auf dem Papier höher eingeschätzte Equipen. Wir haben uns in der Champions League von Spiel zu Spiel gesteigert. Unser Team ist offensiv und defensiv sehr gut ausbalanciert. Die altersmässige Mischung im Kader passt ebenfalls. Und im Europacup haben wir sehr, sehr gut verteidigt – fünfmal spielten wir zu null. Wir haben uns diesen Weg in diesem Wettbewerb absolut verdient.
Eine kritische Ehrlichkeit zu mir selber war und ist kein Nachteil.
Was war Ihrerseits nötig, um überhaupt auf eine solche Flughöhe zu kommen?
Ich habe sehr viel investiert. Es beginnt eigentlich schon in der Kindheit. Die vielen Ups und Downs gehören dazu. Der Umgang mit ihnen ebenso. Ich habe gute und auch schlechte Erfahrungen gemacht. Die Arbeit, die Energie, die ich reingesteckt habe, bleibt unverändert gross – bis zum heutigen Tag.
Sie sind vor inzwischen zehn Jahren nach Deutschland gegangen. Ihr Standing hat sich umfassend verändert – aus dem forschen Jungspund ist in Dortmund innert Kürze ein reifer Vize-Captain geworden. Wie sehen Sie Ihre Rolle beim BVB?
Man kann in einem Fussball-Team eine Rolle nicht beanspruchen. Man wächst hinein. Mir macht es Spass, Teil dieser Kerngruppe zu sein, mich einbringen zu können. Mir gefällt es, die Ziele miteinander anzugehen. Und richtig, ich versuche in meiner Karriere durchwegs vorwärts zu schauen und mich weiter zu entwickeln. Eine kritische Ehrlichkeit zu mir selber war und ist dabei kein Nachteil.
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