Hört ein Fussballfan «Nerazzurri», dürfte dieser in den meisten Fällen an Inter Mailand denken. Es gibt aber auch die anderen, die «kleinen Nerazzurri». Sie stammen aus dem etwa 50 Kilometer nordöstlich von Mailand gelegenen Bergamo und vertreten den Klub Atalanta Bergamasca Calcio.
In der letzten Saison feierte Atalanta seinen bisher grössten Erfolg. In der Europa League setzte sich das Team gegen Sporting Lissabon, Liverpool und Marseille durch. Beim 3:0 im Final in Dublin fügten die Italiener dem deutschen Meister Leverkusen die einzige Saisonniederlage zu.
Bei Inter Versager, bei Atalanta Erfolgsbringer
Für Atalanta war es nach dem Cupsieg 1963 erst der 2. Titelgewinn der Klubgeschichte. Dieser hatte sich jedoch abgezeichnet. In der Meisterschaft war das Team in den letzten 7 Saisons 5 Mal in den Top 5 und nie schlechter als auf Platz 8 klassiert.
Die Erfolgsserie hat viel mit Trainer Gian Piero Gasperini zu tun, der seit 2016 an der Seitenlinie der Bergamasken steht. Ausgerechnet er, der 2011 bei den grossen «Nerazzurri» krachend gescheitert war. 5 Spiele durfte Gasperini bei Inter Mailand nur coachen, ehe er 46 Tage nach dem 1. Pflichtspiel schon wieder freigestellt wurde.
Angriffsfussball als Markenzeichen
Gasperini lässt seine Mannschaft seit jeher in einem offensiv ausgerichteten 3-4-3 spielen, lässt aggressive Manndeckung über das gesamte Feld praktizieren. Der konstante Erfolg gibt ihm recht. Der Angriffsfussball des 66-Jährigen ist effektiv und spektakulär. Auch in dieser Saison stellt Atalanta mit 34 Toren die bisher beste Offensive der Serie A, liegt auf Tabellenplatz 2.
Umgekehrt hat die Mannschaft den Ruf, defensiv nicht immer sattelfest zu sein, was sich auch in 16 Gegentoren widerspiegelt. In der Champions League ist Atalanta nach vier Runden und vor dem Duell mit den Young Boys am Dienstag allerdings noch ohne Gegentor.
Neues Selbstverständnis in Bergamo
Die «kleinen Nerazzurri» sind mit ihren Erfolgen schrittweise aus dem Schatten der italienischen Vorzeigevereine getreten. Das neue Selbstverständnis in Bergamo strahlt auch auf die Spieler aus. So überraschte es nicht, als im August mit Mateo Retegui (mit 12 Toren aktuell Topskorer in der Serie A) einer der begehrtesten Stürmer der Serie A nach Bergamo wechselte. Es ist das Resultat der kontinuierlichen Entwicklung hin zu einem Topklub.