Der FC Vaduz fand in der Challenge League auch am vergangenen Sonntag nicht auf die Siegesstrasse. Nach dem 1:1 gegen Schaffhausen bleibt der liechtensteinische Vertreter auch nach der 7. Runde ohne Vollerfolg und ist mit drei Punkten Tabellenvorletzter.
Was dem FCV in der Meisterschaft so schwer fällt, geht ihm auf internationalem Parkett erstaunlich leicht von der Hand. In einer sensationellen Qualifikationsphase schaltete die Mannschaft aus dem «Ländle» in der Conference League gleich drei Gegner aus – die letzten beiden waren mit Konyaspor und Rapid Wien zwei deutlich stärker eingestufte Equipen.
Und so startet Vaduz am Donnerstagabend im Rheinpark Stadion gegen die Zyprioten von Apollon Limassol als erstes liechtensteinisches Team in die Gruppenphase eines Uefa-Klubwettbewerbs.
Als Bellinzona gegen Galatasaray spielte
Vielleicht liegt es ja am Trainer, dass Vaduz dieses Europacup-Märchen schreiben konnte. Denn Alessandro Mangiarratti kennt sich mit Überraschungen als Underdog auf der internationalen Bühne bestens aus.
2008 war es, als der damalige Verteidiger mit der AC Bellinzona für grosses Staunen sorgte. Als Challenge-League-Team stürmte die ACB in den Cupfinal. Dort unterlag man zwar Basel mit 1:4. Doch weil der FCB das Double gewann, durfte Bellinzona im Sommer in der Uefa-Cup-Qualifikation antreten. Nach Siegen gegen Ararat (AZE) und Dnipropetrowsk (UKR) erreichten die inzwischen in die Super League aufgestiegenen Tessiner die 1. Hauptrunde.
Zwei Stunden vor Spielbeginn waren schon 20'000 Fans im Stadion. Es war extrem.
Dort bescherte Bellinzona das Los Galatasaray als Gegner. Zwar ging das verrückte Hinspiel im Basler St. Jakob-Park mit 3:4 verloren und nach dem 1:2 in Istanbul war das Europacup-Abenteuer zu Ende. Doch der Aussenseiter hatte gegen Spieler wie Milan Baros oder Harry Kewell auf der grossen Bühne verblüfft.
«Es waren spezielle Spiele für uns. Mit Bellinzona europäisch aufzutreten, war genial», erinnert sich Mangiarratti, dem nicht zuletzt das Rückspiel in Istanbul nachhaltig in Erinnerung blieb: «Wir spielten noch im Ali-Sami-Yen-Stadion – etwas später kam die neue Arena. Als wir beim Stadion vorfuhren, trommelten die Galatasaray-Fans mit den Händen auf unseren Bus. Zwei Stunden vor Spielbeginn waren schon 20'000 Fans im Stadion. Es war extrem.»
Wiedersehen mit Dnipro
Hat Mangiarratti seine Erlebnisse von damals mit Underdog Bellinzona in den letzten Tagen in eine Motivationsrede vor der Mannschaft verpackt? Der Tessiner verneint: «Ich spreche nicht oft über meine Karriere. Meine Spieler stehen im Vordergrund, nicht ich.» Aber: Wie damals mit Bellinzona hätte man auch mit Vaduz Geschichte geschrieben. «Nun wollen wir versuchen, eine nächste Seite zu schreiben», sagt Mangiarratti.
Übrigens: Mangarratti, der 2008 in der Uefa-Cup-Quali das erste internationale Tor von Bellinzonas Klubgeschichte schoss, trifft mit Vaduz neben Limassol und Alkmaar auch auf den SC Dnipro-1. Der Verein gilt als inoffizieller Nachfolgeklub von Dnipro Dnipropetrowsk. Jener Klub also, gegen den sich Bellinzona vor 14 Jahren dank der Auswärtstorregel in der 2. Quali-Runde durchsetzte.