Die neue EM-Kampagne beginnt, wie die alte geendet hat: Titelverteidiger Italien trifft am Donnerstagabend auf den unterlegenen Finalisten England. Unter Druck stehen in Neapel vor allem die Italiener, die nach der verpassten WM trotz des Titelgewinns 2021 einiges gutzumachen haben.
Gerade im Sturmzentrum hat Coach Roberto Mancini vor dem Knallerspiel aber einige Probleme. Ciro Immobile fehlt verletzt, Giacomo Raspadori ist angeschlagen, Gianluca Scamacca kehrte eben erst auf den Rasen zurück und Andrea Pinamonti spielt eine durchzogene Saison.
Treffsicher in Argentinien
Für dieses Dilemma fand Mancini eine unerwartete Lösung: Der 58-Jährige, der mit seinem Aufgebot schon andere Male überrascht hat, holte Mateo Retegui ins Nationalteam.
Wer ist denn das, darf man sich nun fragen. Der 23-jährige Mittelstürmer wurde in Argentinien geboren, seine Grossmutter aber ist Italienerin. Retegui spielte bislang während seiner ganzen Karriere nur in Südamerika – das jedoch äusserst erfolgreich. Von den Boca Juniors ist er derzeit an den Club Atletico Tigre ausgeliehen. Letzte Saison erzielte er 23 Tore in 42 Spielen, seit Anfang Jahr hat er auch wieder bereits 6 Treffer in 9 Partien auf dem Konto.
«Wir beobachten ihn schon seit einiger Zeit. Er hat grosse Qualität, ist jung, intelligent und hat eine gute Physis», sagte Mancini gegenüber der italienischen Zeitung Gazzetta dello Sport. «Wir dachten nicht, dass er ja sagen würde.» Stattdessen sei er praktisch sofort dabei gewesen.
Fast auf Landhockey gesetzt
Retegui ist in Europa noch ein Unbekannter und könnte nun vor einem steilen Aufstieg stehen. Der 23-Jährige hat sowieso eine spezielle Geschichte: In seiner Familie ist eigentlich die Sportart Landhockey Trumpf. Sein Vater war selbst erfolgreicher Spieler und führte das Frauen-Nationalteam Argentiniens zuletzt als Trainer an den Olympischen Spielen in Tokio zur Silbermedaille. Im Kader dabei: seine Tochter Micaela.
Auch Sohn Mateo spielte lange Jahre Landhockey, setzte aber schliesslich auf den Fussball. Das hat sich für ihn spätestens jetzt ausgezahlt.