Können Sie sich noch an das Zürcher Derby im November 2015 erinnern? Berat Djimsiti kann es ganz bestimmt. Schliesslich war es jener Sonntagnachmittag, an dem ein fataler Rückpass sein Ende beim FCZ besiegelte. Es sollte Djimsitis letztes Spiel für die Zürcher sein. Der damalige Trainer Sami Hyypiä setzte nach der 0:5-Klatsche gegen GC in den beiden verbleibenden Spielen vor der Winterpause nicht mehr auf den Innenverteidiger.
Einvernehmlich, wie es so schön heisst, einigte man sich kurz darauf auf eine Vertragsauflösung. Bereits am nächsten Tag unterzeichnete er bei Atalanta Bergamo ein neues Arbeitspapier. Der Rest ist Geschichte. Wobei es in dieser einige Kapitel gibt, die es sich zu erzählen lohnt.
Auch für die EM aussortiert
Beispielsweise, dass Djimsiti nach seiner Ankunft in Bergamo zuerst hartes Brot ass. Als einer von vier Innenverteidigern schmorte er bis zur drittletzten Runde auf der Bank, ehe er zu seinem Debüt kam. Zu wenig für Gianni De Biasi, den damaligen Trainer der albanischen Nationalmannschaft. Er verzichtete in seinem Aufgebot für die EM 2016 in Frankreich auf Djimsiti, der die Nachwuchsstufen in der Schweiz durchlaufen hat, sich aber schliesslich für Albanien entschied.
Ich spiele seit acht Jahren in Bergamo und habe drei Finals im italienischen Pokal verloren. Das macht alles nichts mehr, weil der Sieg heute alles wett macht.
Spielpraxis sammelte Djimsiti in der Folge im Süden Italiens. Auf Leihbasis spielte er bei Avellino in der Serie B und bei Benevento – und verdiente sich seine Sporen ab. Im Sommer holte ihn Atalanta-Trainer Gian Piero Gasperini nach Bergamo zurück. Liessen die Einsatzminuten in der Hinrunde noch auf sich warten, war der schweizerisch-albanische Doppelbürger in der Rückrunde gesetzt.
Der Atalanta-Aufstieg beginnt
Es war jene Phase, in der Atalanta auch international begann, auf sich aufmerksam zu machen. Zwei Jahre nach dem Vorstoss in die Gruppenphase der Europa League, dem ersten internationalen Auftritt seit dem Uefa-Pokal 1990/91, qualifizierten sich die Bergamasken erstmals für die Champions League (2019/2020). Die Premiere in der «Königsklasse» endete erst im Viertelfinal gegen PSG.
Djimsiti hat mit Atalanta seither nicht nur in jeder Saison europäisch gespielt, sondern auch dreimal den Final der Coppa Italia erreicht. Zum zweiten Titelgewinn seit 1963 reichte es indes nie. Mit dem Triumph in der Europa League setzten sich die Bergamasken nun auf einer anderen, noch grösseren Bühne die Krone auf. Mit Djimsiti als Captain mittendrin.
«Es ist fantastisch, es ist der Hammer. Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Ich bin für alle meine Jungs glücklich. Die Fans, die Klubleitung, wir haben alles gegeben und wir haben es uns verdient. Ich spiele seit acht Jahren in Bergamo und habe drei Finals im italienischen Pokal verloren. Das macht alles nichts mehr, weil der Sieg heute alles wett macht. In Bergamo wird eine Woche lang gefeiert werden», so Djimsiti.