- Der Sieger der Europa League 2021/22 heisst Eintracht Frankfurt.
- Die Deutschen setzen sich im Final in Sevilla gegen die Glasgow Rangers nach einem echten Krimi 5:4 im Penaltyschiessen durch, nach 90 und 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden.
- Mit Djibril Sow gehört auch ein Schweizer Nationalspieler zu den Champions.
Rafael Borré blickte zur blauen Wand der Rangers-Anhänger, nahm dann 7 Schritte Anlauf und jagte seinen Elfmeter in die linke obere Torecke. Als wäre er sich nicht sicher, ob er wenige Minuten vor Mitternacht tatsächlich den entscheidenden Penalty verwandelt hatte, brach er seinen Jubellauf kurz ab und blickte zurück. Doch tatsächlich: Weil er als 5. Frankfurter getroffen hatte, auf Seiten der Glasgower hingegen Aaron Ramsey gescheitert war, heisst der neue Europa-League-Champion Eintracht Frankfurt.
Trapp rettet Eintracht ins Penaltyschiessen
Ein Weitschuss hier, ein Distanzversuch da, doch auf keinen Fall zu viel Risiko eingehen: Mit viel Wille und Einsatz hatten sich die Glasgow Rangers und Eintracht Frankfurt in den Final der Europa League gekämpft. Kein Wunder, war so auch in der alles entscheidenden Verlängerung in Sevilla das physische Dagegenhalten Trumpf. Weil sich das Besinnen auf derartige Tugenden bekanntlich besser mit dem Toreverhindern verträgt und Frankfurt-Keeper Kevin Trapp in der 118. und 121. Minute mit Monsterparaden das 1:1 festhielt, musste schliesslich das Penaltyschiessen entscheiden.
Zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf dem Platz stand Djibril Sow: Der Schweizer war nach aktiven 106 Minuten und einigen gute Szenen ausgewechselt worden. Er ist damit der erste Schweizer seit Stéphane Henchoz vor 21 Jahren mit Liverpool, der den zweithöchsten europäischen Wettbewerb gewinnt.
Hitze und alkoholfreies Bier
Dass es nach einem 1:1 nach 90 Minuten in die Verlängerung ging, war bei diesem dramatischen Duell nur folgerichtig. Wortwörtlich heiss war es im Stadion Ramon Sanchez Pizjuan zu und her gegangen. Nicht nur wegen der über 40'000 hochmotivierten Fans, sondern auch aus klimatischer Sicht: Auch um 23 Uhr herrschten noch drückende 31 Grad. Weil kein Alkohol ausgeschenkt werden durfte und tief in der Verlängerung zumindest auf der Gegentribüne die Softgetränke ausgegangen waren, mussten sich die Zuschauerinnen und Zuschauer gegen den Durst mit alkoholfreiem Bier behelfen.
Tutas Stolperer, Borrés Antwort
Nach einer mitunter von Nervosität geprägten ersten Hälfte überschlugen sich die Ereignisse kurz nach dem Pausentee regelrecht:
- 52. Minute: Frankfurts Borré zieht im Strafraum an Connor Goldson vorbei und kommt zu Fall. Die Deutschen fordern Penalty, doch die Pfeife von Slavko Vincic bleibt stumm, der VAR sieht's wie der Schiedsrichter.
- 57. Minute: Sow verlängert einen Ball per Kopf unglücklich in die eigene Defensivzone. Tuta steht eigentlich gut, stolpert aber im denkbar dümmsten Moment. Joe Aribo zieht alleine auf Trapp los und schiebt den Ball cool zum 1:0 ein.
- 67. Minute: Daichi Kamada überlupft Rangers-Keeper Allan McGregor, jedoch auch das Glasgower Gehäuse. 2 Zeigerumdrehungen später macht es Borré besser: Filip Kostics Flanke drückt er aus kurzer Distanz über die Linie – 1:1.
Sow sorgt für ersten Aufruhr
In der ersten Halbzeit war die Eintracht der Führung nähergekommen. Sow kam nach 11 Minuten zum ersten Abschluss, sein Schlenzer stellte McGregor jedoch vor keine Probleme – auch beim Abschluss von Ansgar Knauff (20.) blieb McGregor Sieger. Eine weitere Minute später zielte der Schweizer Nati-Spieler Sow am Tor vorbei. Der agile Kostic verpasste die Führung erst nach einem schönen Halbvolley, dann nach einem Sprint über das gesamte Feld.
Bei den Schotten, die sich auf einzelne Nadelstiche konzentrierten, kamen Aribo aus der zweiten Reihe und John Lundstram per Kopfball dem 1:0 am nächsten. Der ausgezeichneten Stimmung im Stadion tat der Mangel an Toren zur Halbzeit jedenfalls keinen Abbruch. Denn die Zuschauer spürten: Sie wurden Zeuge einer magischen Fussballnacht. Und zumindest die Supporter der Eintracht werden diese Aussage in alle Ewigkeit ohne zu zögern unterschreiben.