Was war das für ein schier endloses und dramatisches Penaltyschiessen im WM-Viertelfinal zwischen Australien und Frankreich. Letztlich behielten vor knapp 50'000 frenetischen Fans im Brisbane Stadium die Gastgeberinnen die Oberhand. Erst der 20. (!) Elfmeter durch Cortnee Vine brachte die Entscheidung und damit den überschwänglichen Jubel im ganzen Land.
Über 7 Millionen Fans verfolgten in Australien das rund 20-minütige Elfmeterschiessen vor den Bildschirmen. Und selbst über den Wolken fieberten Fans leidenschaftlich mit den «Matildas» mit.
Australiens massives Defensiv-Bollwerk
Ein Grund, warum die Australierinnen nach wie vor vom 1. WM-Titel träumen dürfen, ist ihre stabile Abwehr: In den letzten 3 Partien liessen sie – das Elfmeterschiessen ausgenommen – keinen Gegentreffer zu. Sowohl die Olympiasiegerinnen aus Kanada im 3. Gruppenspiel, die Däninnen um Superstar Pernille Harder, als auch die hoch gehandelten Französinnen im Viertelfinal brachten gegen Australien kein Tor zustande.
Dabei wären Torchancen vorhanden gewesen. Doch im Kasten Australiens steht eine derzeit bestens aufgelegte Mackenzie Arnold, deren Grösse von 1,81 m sicherlich nicht nachteilig ist. Wie im Achtelfinal gegen Dänemark (2:0) musste die 29-Jährige zuletzt gegen Frankreich mehr Torschüsse abwehren als ihr Gegenüber. Mittlerweile ist die West-Ham-Torhüterin seit rund 320 Minuten aus dem Spiel heraus unbezwungen.
Superstar nur in Nebenrolle
Nicht nur defensiv, sondern auch offensiv konnten die Australierinnen bislang grösstenteils überzeugen. Einzig im letzten Spiel gegen Frankreich gelang ihnen kein Erfolgserlebnis in 90 respektive 120 Minuten, wobei vor allem die talentierte Mary Fowler einige Möglichkeiten liegen liess.
Was die Offensivabteilung betrifft, steht Nationaltrainer Tony Gustavsson mit Sam Kerr eigentlich eine Spielerin von Weltklasse-Format zur Verfügung. Aber die 29-jährige Rekordtorschützin konnte ihr Talent aufgrund einer hartnäckigen Wadenverletzung erst vereinzelt in den letzten 2 Spielen andeuten.
Ein Skorerpunkt ist ihr in 77 absolvierten Spielminuten noch nicht geglückt. Allerdings war im Viertelfinal gegen Frankreich deutlich zu erkennen, dass nach ihrer Einwechslung in der 55. Minute ein Ruck durch das Team ging. Wer weiss, vielleicht reicht es gegen England endlich für den 1. WM-Startelf-Einsatz. Es dürfte jedenfalls eine spezielle Begegnung werden, steht Kerr doch seit über 3 Jahren beim FC Chelsea unter Vertrag.
Das mögliche Traumszenario
Was wäre «Down Under» wohl los, wenn es am Schluss tatsächlich mit dem WM-Triumph im eigenen Land klappt? Es lässt sich angesichts der aktuellen Euphorie im Land nur erahnen. Der Spielort des Finals ist kein geringerer als das Stadium Australia. Es wäre das 1. Mal seit 1999 (USA) und das 2. Mal überhaupt, dass eine Nation den WM-Titel im eigenen Land holt.