Eine Woche vor Bekanntgabe des Kaders für die Frauen-WM in Australien und Neuseeland wird diskutiert und spekuliert: Wer übersteht den Cut nicht? Denkbar, dass es grosse Namen erwischt. Nicht zuletzt, weil Nati-Trainerin Inka Grings meint: Von Coumba Sow und Riola Xhemaili könne sie nach jeweils schwierigen Spielzeiten nicht erwarten, «bei 100 Prozent» zu sein. Für die Deutsche zählen nicht Meriten oder Potenzial, sondern Form, Spielpraxis und Einsatz.
Mit letzterem kann Sow überzeugen. Nicht nur übersteht sie den Kaderschnitt, sondern steht kurz später in allen 3 Gruppenspielen über die volle Distanz auf dem Platz, überzeugt in den Zweikämpfen. «Ich musste mich schon oft im Leben durchkämpfen. Ich wusste, dass sich alle beweisen müssen», schildert die Zürcherin, die nächste Saison ihre Karriere beim FC Basel neu lanciert. Als Kämpferin präsentiert sie sich auch auf dem Feld. 35 Kilometer spulte sie ab, niemand im Team lief mehr.
Seelöwen und Barbie
Die Kraftreserven sind bereits wieder aufgefüllt. Dazu diente der freie Nachmittag am 1. August. Sow erzählt: «Wir waren brunchen, haben Seelöwen beobachtet, dann im Kino Barbie geschaut.» Von letzterem zeugen mehrere Posts der Spielerinnen in den sozialen Medien. Der Dresscode habe «Pink» gelautet, sie habe sich jedoch nicht daran gehalten, schmunzelt die Flügelspielerin.
Rund einen Tag vor Barbie hatte sich die Equipe von Inka Grings das 0:4 der Spanierinnen gegen Japan angeschaut. Sows Fazit zum Achtelfinalgegner am Samstag in Auckland: «Bei Umschaltmomenten haben sie Mühe. Wir bezweifeln ihre Qualitäten nicht. Aber wir haben auch gesehen, dass etwas möglich ist, sie hinten nicht so sicher sind, wie man immer denkt.»
Die Verletzung spüre ich nicht mehr.
Viola Calligaris verpasste hingegen den Barbie-Film. Für sie genoss die Fortsetzung einer umkämpften Dog-Partie mit Géraldine Reuteler, Lara Marti und Luana Bühler Priorität. Die Stammkraft in der Defensive hatte nach einer muskulären Verletzung bislang erst einige Minuten Einsatz gegen Neuseeland erhalten.
Calligaris bringt gute Neuigkeiten mit: «Die Verletzung spüre ich nicht mehr.» Nun sei sie voller Tatendrang. «Niemand ist gerne auf der Bank. Es war schon recht hart.» Ob die Zeichen im Achtelfinal auf mehr Einsatzzeit stehen, liess das Trainerteam laut der 27-Jährigen noch offen.
Doch auch in beratender Funktion ist Calligaris, die nächste Saison zu PSG wechselt, hilfreich. 6 Jahre lang verdiente sie ihr Geld in Spanien – bei Atletico, Valencia und UD Levante. Nur eine einzige Spanierin spielt im Ausland. «Ich kenne alle, habe mit ihnen oder gegen sie gespielt. Sie sind stark mit dem Ball am Fuss, Tiki-Taka, viele Laufwege. Wir müssen kompakt stehen und wohl noch mehr laufen», nennt Calligaris Herausforderung und Lösungsansatz zugleich.
Will die Nati die Sensation in Auckland schaffen, muss alles zusammenpassen: Die Taktik, die Umschaltmomente und natürlich auch der Wille, wie ihn Coumba Sow verkörpert. Es wäre für die Kämpferin ein Märchen, fast schon kitschig – wie Barbie.