12 Partien hat die Schweiz seit diesem Dienstagabend an grossen Turnieren bestritten. Die grosse Konstante dabei heisst Gaëlle Thalmann. Noch nie stand an einer WM oder EM eine andere Schweizerin im Tor als die 37-Jährige.
Beim 0:0 gegen Norwegen avancierte Thalmann, die nach der WM ihre Karriere beendet und bei Luganos Frauen als Goalietrainerin anfängt, zur Frau des Spiels. Als erst zweite Torhüterin nach der Nigerianerin Chiamaka Nnadozie (0:0 gegen Kanada) wurde sie zum «Player of the Match» ausgezeichnet. Mit zahlreichen Paraden sorgte sie dafür, dass die Nati nun als Tabellenführer in die finale Gruppenpartie gegen Neuseeland geht und sich auf Kurs Richtung Achtelfinal befindet.
Thalmann beherrscht nach Stationen in Deutschland, Spanien und Italien etliche Sprachen fliessend. Doch angesprochen auf die Auszeichnung wurde «Gaga», wie sie im Team genannt wird, wortkarg. Die für die Leistung erhaltene Trophäe sei «schön, aber ich denke, wir haben als Team richtig gut gegen den Ball gearbeitet. Alle müssten für diese Leistung etwas bekommen.»
«Zu bescheiden», sagte Inka Grings nach Thalmanns Selbsteinschätzung schmunzelnd. Ihre Nummer 1 habe «einen fantastischen Job gemacht», sie hoffe, dass es nicht die letzte Trophäe in Thalmanns Karriere sei. Kurz sorgte die Torhüterin für eine Schrecksekunde, als sie sich nach einem Aufprall pflegen lassen musste. Doch sie relativierte anschliessend, es sei nur eine leichte Hüftprellung.
Den Konkurrenzkampf angenommen
Noch kurz vor WM-Beginn war die Nummer 1 alles andere als in Stein gemeisselt gewesen. Doch Grings schätzte, dass die Freiburgerin den Konkurrenzkampf annahm. Und die Entscheidung der deutschen Trainerin, Thalmann das Vertrauen zu schenken, erwies sich bislang als goldrichtig.
Das andere grosse Thema an der Medienkonferenz waren die personellen Veränderungen. Einerseits sei «skurril» gewesen, dass Norwegens Stürmerstar Ada Hegerberg Minuten vor Anpfiff noch «ausgewechselt» worden war. Grund dafür war offiziell eine beim Einwärmen zugezogene Verletzung. Weil die Stimmung im Team nach dem 0:1 gegen Neuseeland aber nicht eben prickelnd gewesen war, gingen umgehend Wellen der Spekulation hoch.
Zudem nahm Barcelona-Legionärin Caroline Graham Hansen zunächst auf der Bank Platz. Kein Vorteil für die Schweiz, fand Grings. Norwegen habe auch so viel Qualität und sei dadurch schwerer auszurechnen gewesen.
Andererseits fand die Nati-Trainerin lobende Worte für Noelle Maritz, die nach der verletzungsbedingten Absenz von Luana Bühler von der Aussen- in die Innenverteidigung rückte. Abwehrchefin Bühler habe sich beim Training muskulär etwas zugezogen, könne hoffentlich aber «am Donnerstag oder Freitag» wieder ins Teamtraining einsteigen.
Trotz der Abwesenheit der Stammverteidigerinnen Bühler und Viola Calligaris kein Gegentor gegen Norwegen erhalten: Ob sich das die Nati vor der WM hätte träumen lassen? Doch immerhin wusste sie ein gutes Argument dafür zwischen ihren Pfosten: die ewige Gaëlle «Gaga» Thalmann.