Als Fussballerin gibt es Fabienne Humm nur im Doppelpack mit ihrer Arbeit als KV-Angestellte im Logistikbereich. Die 36-Jährige gehört seit 2009 dem Kader des FC Zürich an – noch nie aber ist sie als Profi auf Torejagd gegangen, deshalb lag auch der Sprung ins Ausland nicht drin.
Die Zürcherin arbeitet mit einem 100-Prozent-Pensum in einem Büro und schafft ihren eng getakteten Fahrplan nur dank einem ausgeklügelten Zeitmanagement. Trotz ihrem «Amateurstatus» ist die 1,68 m grosse Stürmerin 67-fache Nationalspielerin und erzielte schon 25 Tore im Dress mit dem Schweizer Kreuz auf der Brust.
Mittlerweile ein zweites Anschauungsbeispiel
An 3 aufeinanderfolgende Treffer aus ihrer Liste an Errungenschaften hat Humm besonders angenehme Erinnerungen. Zum 10:1-Kantersieg bei der WM-Feuertaufe 2015 gegen Ecuador steuerte sie kurz nach der Pause innert 5 Minuten eine Triplette bei. Das Netz feierte sie ab: als Bumm-Bumm-Humm und hummbelievable.
Darauf angesprochen kommen bei Humm «schöne Emotionen» hoch, die sie noch immer schmunzeln lassen. Die Lobeshymnen darauf findet sie speziell, hingegen suche sie die Aufmerksamkeit nicht. Gerade aber wenn sie wieder eine schwierigere – oder in ihrem Fall womöglich strenge – Phase zu durchlaufen habe, schaut sich die Schweizer Nummer 20 das Hattrick-Video manchmal noch an.
Seit vergangenem Oktober hat Humm ein zweites Anschauungsbeispiel: Im Playoff-Spiel gegen Wales (2:1 n.V.) erzielte sie im heimischen Zürcher Letzigrund das entscheidende Goal, das die Schweiz an die WM-Endrunde 2023 führte.
Als Joker auf den Punkt bereit
Nun steht die Routinière unmittelbar vor ihrem 2. WM-Turnier, das die Nati am Freitag im neuseeländischen Dunedin gegen die Philippinen (07:00 Uhr MEZ, live bei SRF zwei) lanciert. Im Vergleich zu vor 8 Jahren verweist sie auf ein viel professionelleres Umfeld. Dieser Eindruck lässt sich alleine an der Staff-Grösse ablesen.
«Wir haben einen grossen Schritt vorwärts gemacht», findet die Offensivspielerin. Trainerin Inka Grings hat ihr die Joker-Rolle vermittelt. Deshalb sagt Humm: «Ich werde da sein, wenn man mich braucht.»
Ich will das bewusst so. Für mich ist die Arbeit eine Abwechslung.
Gebraucht wird sie aus der Ferne übrigens auch von ihrem langjährigen Arbeitgeber. Wiederum hat Humm ihren Geschäfts-Laptop mit dabei. Täglich investiert sie bis zu 90 Minuten, um beim Stundensoll nicht ganz so tief ins Minus zu geraten. Vor allem aber macht sie dies aus eigenem Antrieb. «Ich will das bewusst so. Für mich ist die Arbeit eine Abwechslung. Andere schauen Netflix, ich mache mich so nützlich.» Zumindest wolle sie mit dieser Möglichkeit ihrem loyalen Arbeitgeber Hand bieten und etwas zurückgeben.
Stellt sich die abschliessende Frage, an welchem Ziel ihr Team «Down Under» arbeitet? «Die Gruppenphase sollte zu überstehen sein, der Achtelfinal muss die Vorgabe sein. Was dann kommt, ist offen», sagt Humm.
Das Lampenfieber schwingt mit
Neuland auf der WM-Bühne beschreiten mit Sandrine Mauron und Alisha Lehmann zwei andere Offensivkräfte in der SFV-Auswahl. Die 26-jährige Mauron gehörte schon im Vorjahr in England zum EM-Kader, die mittlerweile 33-fache Nationalspielerin wurde dabei in jedem Gruppenspiel eingewechselt. Für die 24-jährige Lehmann, die sich damals selbst aus dem Rennen nahm für eine EM-Nomination, ist es das erste grosse Turnier überhaupt.
Nachfolgend äussern sich beide zum bevorstehenden Turnierstart, über ihre Sehnsüchte und Erwartungen.