Als Spielerin hat Inka Grings fast alles gewonnen. Sie holte mit Deutschland zweimal den EM-Titel, war in Deutschland und der Schweiz Meisterin sowie Cupsiegerin. Der Triumph an einer WM blieb ihr allerdings verwehrt. 1999 und 2011 scheiterte sie mit der DFB-Auswahl jeweils im Viertelfinal. 2003 und 2007, als sich die Deutschen je den Titel sicherten, fehlte sie einmal verletzt, das andere Mal wurde sie nicht aufgeboten.
«Das schmerzt mich in meinem Fussballerinnen-Herz natürlich sehr. Dieser Titel fehlt mir. Für mich als Spielerin waren das extreme Rückschläge, weil das alles unglücklich gelaufen ist», blickt die Trainerin des Schweizer Frauen-Nationalteams im Rahmen der WM-Vorbereitung in Dunedin zurück. Doch diese Rückschläge würden zu ihrer Karriere passen, die von Hochs und Tiefs geprägt war. Sie habe sich aber immer zurückgekämpft und sei daran gereift.
WM-Teilnahmen als Höhepunkte
Grings blickt aber auch mit viel Freude zurück auf ihre beiden WM-Teilnahmen. Ihre Premiere erlebte sie 1999 in den USA im Alter von 18 Jahren. «Diese grossartige Stimmung, die weltweite Aufmerksamkeit, das vergisst du nie mehr. Im Viertelfinal vor über 100'000 Fans gegen die USA spielen zu dürfen, dafür arbeitest du.» An der Endrunde dabei zu sein, sei für sie die Erfüllung eines Traumes gewesen. «Für mich war immer klar, dass ich zu den Besten der Besten gehören und mit den Besten der Besten spielen will.»
Einen ganz besonderen Stellenwert hat auch die WM 2011 im eigenen Land. «Diese Dimensionen sind einfach grossartig. Das war für mich immer der grösste Anreiz.» Trotz dem Viertelfinal-Out habe sie grossen Stolz verspürt.
Die Vorfreude ist da, du merkst, dass es jetzt immer näher kommt.
Zwölf Jahre später ist sie nun zurück auf der grösstmöglichen Bühne des Fussballs, dieses Mal aber als Trainerin. Mit der Schweiz will Grings an der WM in Australien und Neuseeland für Aufsehen sorgen. Von ihren eigenen Erlebnissen soll auch das Team profitieren. «Du nimmst viele Erfahrungen aus der Zeit als Spielerin mit. Ich habe viele positive, aber auch negative Sachen mit Trainerinnen und Trainern erlebt, die mich definitiv geprägt haben.»
Gleichzeitig gelte es zu beachten, dass die Spielerinnen-Typen heute anders seien als zu ihrer aktiven Zeit. «Die Ansprüche, die sie haben, und die Möglichkeiten, die wir ihnen zur Verfügung stellen, sind anders. Das haben wir früher nicht so erfahren. Natürlich sind auch die Vorlieben anders. Das finde ich sehr spannend, und deshalb liebe ich diesen Job.»
Am Freitag, 21. Juli, gilt es für die Schweiz in Dunedin erstmals ernst. Dann steht das erste Gruppenspiel gegen die Philippinen auf dem Programm. Mit der bisherigen Vorbereitung in Neuseeland ist Grings zufrieden: «Wir haben alle ein paar Tage gebraucht, um uns zu akklimatisieren. Jetzt legen wir den Fokus als Team auch wirklich auf die Spiele. Die Vorfreude ist da, du merkst, dass es jetzt immer näher kommt.»